Wenn werben, dann zeitgemäß

Ich will, dass es wieder Winter wird! Ist der Kerl verrückt, fragen sie wahrscheinlich. Jetzt, wo es gerade wieder wärmer ist und der Wein auch im Freien genossen werden kann. Sie haben recht, und es geht mir auch nur um einen Umstand, der mich vom Winter träumen lässt.

Denn in der kalten Jahreszeit sind Straßen, Rad- und Spazierwege frei von hässlichen Hinweistafeln auf Tage der offenen Keller, Straßen- und Hoffeste. Werbung ist ja gut und schön, aber was jetzt wieder am Wegesrand zu sehen ist, geht meiner Meinung nach nicht auf die berühmte Kuhhaut. Vor allem, was die Darstellung betrifft. Da sind oft Schilder im Einsatz, die offenbar schon seit Jahrzehnten Dienst tun. Da hält der dicke Mann in greller Kleidung eine Flasche über dem Kopf und gießt von dort in hohem Bogen das Glas voll. So oder so ähnlich bieten die Winzer den Wein aus dem besten Riesling-Anbaugebiet der Welt an.

Es beginnt auch wieder die Zeit der Banner, mit denen Veranstalter auf Feste aufmerksam machen. An manchen Brückenauffahrten, beispielsweise zwischen Lieser und Mülheim, hängen dann in der Hochsaison wieder mehrere Hinweisschilder aus Stoff. Nichts gegen diese Art von Werbung, aber in dieser Zahl irritieren sie nicht nur die Verkehrsteilnehmer, sondern auch die Weinfreunde.

Um nicht missverstanden zu werden: Wer ein Fest veranstaltet, muss werben. Aber muss das wirklich mit potthässlichen antiquierten Schildern geschehen, die gleich im Dutzend aufgestellt werden? Und dazu auch noch oft an den schönsten Plätzen in der Natur? Weniger wäre oft mehr. Auch sollte über die Gestaltung nachgedacht werden. Wenn schon werben, dann zeitgemäß. Nicht mit Bildern, auf denen der Wein als Allerwelts- und Massenprodukt gesehen wird, sondern auf denen der Betrachter Lust auf die großartige Kulturlandschaft und das dort wachsende einzigartige Produkt bekommt.

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