Wer zu früh kommt......

Einst war der dritte Donnerstag im November ein ganz besonderer Tag für die Weinbranche. Der Beaujolais Primeur, ein Rotwein des neuen Jahrgangs aus der südostfranzösischen Weinbauregion Beaujolais, kam auf den Markt.

Händler, Restaurants, Wein-Shops, Fachgeschäfte: Alle wollten dabei sein und warben unter dem Motto: "Wir haben ihn." Ein genialer Marketingtrick, den sich die cleveren Franzosen seinerzeit hatten einfallen lassen.

Inzwischen ist es um den "Neuen" ruhiger geworden. Die Primeurwelle ist längst abgeebbt, der Hype vorbei, der Reiz des Neuen zieht nicht mehr.

Der Hauptgrund: Die Verbraucher - und die sollte man nie unterschätzen - haben gemerkt, dass die Franzosen mit zweitklassigen Weinen erstklassige Geschäfte gemacht haben.

Außerdem: Einen Rotwein zu finden, der sich noch im Säuglingsalter befindet, ist kein Hochgenuss. Rotwein steht nicht für Lebendigkeit und Frische, sondern mehr für Ruhe, Wärme und Gelassenheit.

Ein Neuer anderer Art ist der Federweiße. Ein "Wein", der sich sozusagen noch in der Geburtsphase befindet. Doch auch für den Federweißen gilt: Der Markt für dieses Getränk ist begrenzt. Wie man hört, gehen die Umsätze beim Federweißen zurück. Das mag mehrere Gründe haben: In Jahren mit Übermengen ist Federweißer für manch einen Winzer ein gutes Absatzventil. Zuletzt gab es aber ertragsschwache Jahre. Die Winzer brauchen Wein, um ihre Kunden zu bedienen. Außerdem: Italienischer Federweißer mit fragwürdiger Qualität steht oft schon im August in den Supermarktregalen. Aber: Wer will schon bei hochsommerlichen Temperaturen Federweißer und Zwiebelkuchen genießen? Wie heißt es so schön: Alles zu seiner Zeit.

w.simon@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort