Kolumne Auslese Schwere Arbeit – es war einmal
Der Beruf des Winzers ist anspruchsvoll. Aber ist es ein schwerer Beruf – im Sinne von harter körperlicher Arbeit?
Darüber kann man streiten. Man muss vor allem unterscheiden. Die Arbeit im Steilhang ist sicherlich viel schwerer als in den flachen Lagen. Wobei auch dort unterschieden werden muss: zwischen flurbereinigten Lagen und Lagen, die man nur über Pfade erreichen kann.
Aber blicken wir mal 60, 70 Jahre zurück. Seit dieser Zeit hat sich die Technik im Weinberg und im Keller rasant entwickelt. Damals gab es in den Familienbetrieben noch keine Schmalspurschlepper, keinen Pflanzenschutz mit dem Hubschrauber, keine Traubenvollernter, keine Edelstahltanks, keine vollautomatischen Traubenpressen, keine Abfüllanlagen, keine Hubstapler und, und, und…
Die Keller waren klein und nur über eine zumeist steile Treppe zugänglich, die Fässer waren aus Holz, gefüllt wurde mit einem Schwapphahn, gekorkt mit einer von Hand betriebenen Korkmaschine und die Etiketten mussten zumeist per Hand auf jede einzelne Flasche geklebt werden. Die älteren Winzer wissen das noch.
Die heutigen Weinbaubetriebe sind modern und weiträumig, die Betriebsräume ebenerdig. Und die Weinberge haben heute breite Rebzeilen, was erst den Einsatz von Maschinen für die Bodenbearbeitung ermöglicht. Sogar das Pflanzen der Reben kann heute eine satellitengesteuerte Maschine erledigen.
Nur in den steilen Terrassenlagen, dort wo kein Wegebau möglich war, ist noch größtenteils Handarbeit gefordert. Es sind gleichzeitig die wertvollsten Lagen an der Mosel – nicht nur weil dort mit der beste Wein wächst, sondern weil diese Lagen aus ökologischer und landschaftsästhetischer Sicht besonders wertvoll sind.
Die Technik hat den Winzern enorme Erleichterungen gebracht. Ohne sie würden heute noch mehr Rebflächen brach liegen. Nur dort, wo es ganz steil ist, wo die Weinberge nahe an Felsen stehen und von uralten Trockenmauern eingegrenzt sind, kommt die Technik an ihre Grenzen. Ein Lob allen Winzern, die solche Lagen bewirtschaften und so zum Erhalt unserer einzigartigen Kulturlandschaft ganz wesentlich beitragen.
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