Winzer, erzählt Geschichten

Kürzlich sagte ein Kollege zu mir: „Es ist doch immer wieder erstaunlich, dass mir der Wein im Urlaub besser schmeckt als zu Hause." Der Kollege war zwei Wochen in Italien. Und begeistert erzählte er von lauen Sommerabenden in hübschen kleinen Lokalitäten unter Olivenbäumen mit Wein und kulinarischen Köstlichkeiten.

Die Urlauber, die an die Mosel kommen, werden ebenso em8 pfinden. Das kühle Glas Riesling in einer Straußwirtschaft, einer Gutsweinschenke oder beim Winzer auf der Terrasse schmeckt besser, als im heimischen Wohnzimmer.

Nicht nur, dass man im Urlaub ohnehin besser gestimmt ist - ein Produkt dort zu genießen, wo es gewachsen ist, macht einfach mehr Laune.

Letztlich geht es um Emotionen, um Gefühle, um Stimmungen. Und es geht um Regionalität - inzwischen ein Zauberwort für Marketingstrategen. Der Konsument, der normalerweise bei Aldi und Co. einkauft, schätzt zumindest zeitweise das Authentische und das Originelle.

Keiner kann das besser bieten als der selbstvermarktende Winzer. Er kann dem Kunden nicht nur die Lagen zeigen, in denen dieser oder jener Wein gewachsen ist und ihn durch den Keller führen, in dem der Most vergoren wurde, er kann auch Geschichten erzählen. Geschichten von seinem Großvater, der nicht nur ein paar Fuder Wein erzeugte, sondern auch noch drei Schweine im Stall hatte, oder von seinen ersten Weinkunden, die in den 1960er Jahren mit dem VW-Käfer an die Mosel kamen und froh waren, in einem Gästezimmer mit fließendem Wasser unterzukommen.

Winzer, die solche Geschichten spannend und witzig erzählen, sind meistens auch die besten Weinverkäufer. Die Kunden wollen nicht nur guten Wein kaufen, sie wollen auch ein Erlebnis mit nach Hause nehmen.

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