Wunderbare Greise

In diesen Tagen wird so manch guter Tropfen kredenzt. Der Herr des Hauses greift zur Feier des Tages gerne etwas tiefer ins Flaschenregal und holt eine besonders gute, etwas verstaubte Flasche hervor.

Ja, Weihnachten kann man sich schon mal eine echte Rarität gönnen. Vielleicht einen 1971er, 75er, 76er, 83er, 90er - alles Spitzenjahrgänge für Mosel- und Saar-Rieslinge. In der Regel sind diese Weine noch sehr gut trinkbar. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass beispielsweise die 71er Weine schon 40 Jahre auf dem Buckel haben - für Wein ein Greisenalter.

Die meisten Weine sind nur drei, vier Jahre gut zu genießen. Danach werden sie schlaff, sie schmecken leblos und stumm.

Anders bei hochwertigen Rieslingen von Mosel und Saar.

Zwei wesentliche Inhaltsstoffe machen diese Weine lange haltbar: Zucker und Säure. Jeder weiß: Säure ist ein gutes Konservierungsmittel - man denke an saure Gurken oder Sauerkraut. Und auch Zucker kann Lebensmittel lange haltbar machen. Der süße Stoff ist beispielsweise für die Langlebigkeit von Marmeladen und kandierten Früchten verantwortlich.

Edle Auslesen, Beeren- und Trockenbeerenauslesen verfügen zumeist über die ideale Kombination von Süße und Säure, um sie noch nach vielen Jahren genießen zu können. Natürlich ändern sich durch chemische Prozesse bei jedem Wein Geschmack und Geruch. Auch die edlen Gewächse entwickeln und verändern sich fortwährend. Sie reifen aber so, dass sie noch im hohen Alter angenehm schmecken.

Eine schlechte Lagerung kann übrigens den Alterungsprozess wesentlich beschleunigen. Deshalb den Wein niemals starken Temperaturschwankungen aussetzen, ihn liegend und möglichst dunkel lagern.

Auch beim Wein gilt: Wer alt werden will, braucht gute Pflege.

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