Begrüßungsformen ohne Handschlag

Wie den Handschlag haben wir auch die Gepflogenheit, zur Begrüßung den Hut zu ziehen, den mittelalterlichen Rittern zu verdanken. Sie öffneten ihr Visier oder nahmen den Helm ganz ab, einerseits, um sich zu erkennen zu geben, andererseits als Zeichen des Wohlwollens und der friedlichen Absicht, denn mit ungeschütztem Kopf stellte der Ritter keine große Gefahr dar.

 Salka Schwarz.

Salka Schwarz.

Foto: privat

Heute gilt das Hut-Ziehen noch immer als Geste des Respekts. Und sogar die Wange-an-Wange-Form der Begrüßung stammt aus der Ritterzeit. Mit dieser feierlichen Umarmung, der sogenannten Akkolade, wurden Ritter in den Ritterorden aufgenommen. Wer sich für diese vertraute Begrüßung entscheidet, sollte von einem zusätzlichen Handschlag absehen - das wäre doppelt gemoppelt. Ob man jedoch links oder rechts beginnen soll, ob zwei-, drei- oder viermal geküsst wird, wird auf der ganzen Welt vollkommen unterschiedlich gehandhabt. In Deutschland hat sich diese hier relativ neue Begrüßungsform zwar auch etabliert, doch feste Regeln dafür gibt es derzeit hierzulande noch nicht. Die meisten Menschen beginnen an der rechten Wange ihres Gegenübers, ehe sie zur linken wechseln, und küssen dabei jeweils einen Hauch in die Luft. Denn eins ist wichtig: Richtig geküsst wird hier nicht und schon gar nicht auf die Wange!

Auch die immer noch gern gesehene leichte Verbeugung bei der Begrüßung - der ergebenste Diener - ist ebenfalls historisch zu erklären. Der Diener ist auf den höfischen Kniefall zurückzuführen. Als Ausdruck völliger Untergebenheit kniete ein Mann nieder und senkte dabei den Kopf, so dass er nicht sehen konnte, was sein Gegner im Schilde führte. Später entwickelte sich der Kniefall über das Kopfsenken zum leichten Kopfnicken und ist bis heute reine Männersache.

Und der Knicks. Leserinnen, die vor mehr als 50 Jahren erzogen wurden, haben ihn noch erlebt. Er stammt - wie sollte es anders sein - vom Hofknicks ab und wird auch heute noch an manchen Höfen praktiziert. Der bürgerliche Mädchenknicks war einfach nur ein kurzes Einknicken beider Knie, ohne einen Fuß nach hinten zu stellen. Heute müssen Mädchen das nicht mehr lernen.

Aus Salka Schwarz: "Renaissance der Höflichkeit. Fragen zur Etikette im 21. Jahrhundert".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort