Das Foul des Pfälzers

Ach ja, der König Kurt. Herrscht im Freistaat Bayern doch glatt einen armen Bürger an, er solle das Maul halten, und zeiht ihn der Dummheit. Wie dumm, dass der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz nun in den Medien als „Pöbel-Kurt“ verhöhnt wird.

Gerade wollte Kurt Beck in einem Fernsehinterview zu Erklärungen über die viel beschworene Bürgerbeteiligung ausholen, als ihm der bayerische Nörgler in die Quere kam. Den Einwurf "Nürburgring" überstand der Pfälzer noch, aber als es um seinen geliebten 1. FC Kaiserslautern ging, war es mit seiner Beherrschung vorbei. Eine solche Beteiligung von motzenden Bürgern ist so gar nicht nach seinem Geschmack.

Maul halten, waschen und rasieren: Man erinnert sich plötzlich auch wieder an jenen legendären Ratschlag, den Kurt Beck vor Jahren einem Hartz-IV-Empfänger mit auf den Weg gab, um einen Job zu finden. Damals bekam er dafür auch Lob. Aktuell kassiert Beck wegen seines "Ausrasters" nur verbale Prügel.

Gut, die feine Art sind seine Äußerungen nicht, wobei Kurt Beck immerhin in der höflichen Sie-Form geblieben ist. Das Auftreten eines englischen Gentleman kann man von einem pfälzischen Maurersohn wohl kaum erwarten, wenn der aus seiner Sicht Pfusch am Bau wittert. Aber wer die Sache ehrlich betrachtet, stellt fest: Jedem Menschen platzt manchmal der Kragen. Warum also nicht einem Politiker? Möglicherweise schwören diejenigen, die gerade so laut aufschreien, auf einen anderen Typ Politiker.

Auf einen, der geschliffene Worte wählt, in verschachtelten Sätzen die komplizierte Welt erklärt, jeden anlächelt. Einen wie Karl-Theodor zu Guttenberg vielleicht. Einen Mann mit vorzüglichen Manieren, stets korrekt verteilter Pomade im Haar und einem Doktortitel. Ach nee, der war ja erschlichen. Für Kurt Beck bietet sich in diesem Fall die Fußballersprache an: Mund abwischen, weitermachen und bis zum wohlverdienten Ruhestand auf Fouls verzichten.

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