Der Bürger, das unbekannte Wesen

Ein schönes Fleckchen Erde, das sich frei entfaltet, zugänglich für jedermann: Im Hochwald und im Hunsrück soll der erste Nationalpark in Rheinland-Pfalz entstehen. Wer je einen der weltberühmten Nationalparks in den USA wie den Grand Canyon, den Bryce Canyon, den Zion oder den Yosemite besucht hat, kann die Idee nur gutheißen. Auch wenn solche Naturwunder hierzulande nicht locken – die heimischen Wälder bieten Schätze genug.

Doch kaum biegt das Projekt nach einjährigen Vorbereitungen allmählich auf die Zielgerade ein, mehren sich die Bedenken. Befürworter und Gegner stehen sich derzeit, wie es scheint, unversöhnlich gegenüber. Umweltministerin Ulrike Höfken hat in dieser Woche die Gebietskulisse vorgestellt. Was jetzt noch fehlt, ist das Landeskonzept, welches das Projekt im Detail beschreibt. Im Sommer soll es fertig sein und den beteiligten Kommunen präsentiert werden. Sie sollen mehrheitlich entscheiden, ob sie den Nationalpark wollen oder nicht.
Damit ihre gute Idee nicht im Ansatz scheitert, hat sich die Ministerin sehr um die Region und ihre Bürger bemüht. Viele Menschen haben in Arbeitsgruppen ihre Vorstellungen und Visionen entwickelt, die Eingang ins Konzept finden. Doch Ulrike Höfken scheut den letzten Schritt: Eine Befragung der Bürger, ob sie, basierend auf dem fertigen Landeskonzept, den Nationalpark befürworten, lehnt die Grüne bislang ab. Genau das fordern die CDU in den Kreisen Birkenfeld und Trier-Saarburg sowie die Landtagsfraktion. Sie wollen nicht, dass Kreistage und Verbandsgemeinden alleine entscheiden.

Einmal mehr zeichnet sich hier ein politischer Kampf um den Bürger ab, das unbekannte Wesen: Alle Parteien buhlen um ihn, jede pocht darauf, die richtige Art der Beteiligung entdeckt zu haben. Ulrike Höfken könnte dieses unsägliche Spiel beenden. Wenn sie vom Nationalpark und ihrem Projekt überzeugt ist, spricht nichts dagegen, wie bei Stuttgart 21 die Bevölkerung zu fragen.

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