Der Leser macht Druck

Leser, ich werde erpresst. Zwar wollte ich das Ganze tapfer unter Verschluss halten, aber Sie wissen ja, wie das ist mit dem Druck, wenn man den deckelt, wenn man zu lange zukneift oder -pitscht, – dann macht es „peng“ (oder „phhrratt“), und dann hat man die Sauerei.

Aber es muss jetzt raus, denn Angst und Sorge nehmen mir den Verstand (wer hat da "welchen?" gesagt?!?), die Verzweiflung lässt mich kaum noch die Tasten treffen, so zittrig bin ich m-m-mit-t-tt-ler-w-w-weile.

Denn ich erhielt Post. Aus Kyllburgweiler. Von Rita. Sie sei, schreibt sie, die Tante meiner Kollegin Inge Kreutz, und sie besteht darauf, "auch so bei Ihnen genannt" zu werden.

Gebongt, liebe Tante von Inge. Ich muss da klein beigeben, denn sie setzt mir die Sense beziehungsweise Säänzel auf den Solarplexus: Sie lese ja schon gern die Kolumne, das gelinge ihr aber nur, Achtung, "wenn ich mit einem Daumen das Bild dazu abdecke".

Das Foto hier oben nämlich, und jetzt wird's fies, Leute, vor allem für die Frommen unter euch, "passt eher zum Wort zum Sonntag", schreibt Rita. Da fehle am Kragen nur noch ein kleines, weißes Viereck, und ich ginge als Pastor durch.

Pastor. Ich. Herr Bischof, das ist ein Zeichen! Und kein gutes! Und dann kommt die Erpressung: Sie hätte ja, schreibt sie, noch jede Menge Wörter und Wendungen aus dem Eifeler Sprachschatz, die sie mir sehr gern zur Verarbeitung überließe. Aber nur, wenn das Foto getauscht wird. Gegen etwas Freundlicheres, Netteres.

Rita! Gnade! Das da oben ist mein nettes Gesicht! Hilfe! Wat mach ich nur? Mal Inge fragen - und die, uff, erbarmt sich meiner, indem sie mir einen Spruch von ihrem Opa überlässt. Wenn der nämlich vom Arzt kam und alles in Ordnung war, rief er: "Se honn ales innersocht, un et wor ales positiv!" Danke, Inge.

Jetzt noch die Tante rumkriegen. Kennt jemand einen guten Fotografen? Et jit net jerannt.

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