Garten Wieso der Heidegarten ein Revival erlebt

Trier · TV-Garten im Oktober: Die Gewächse mit dem nadelartigen Laub kommen perfekt mit Wetterextremen zurecht und bilden als pflegeleichte Farbträger eine Alternative zu versteinerten Gärten.

 Heide bildet ein dichtes Wurzelgeflecht. Topft man den gut durchwurzelten Ballen aus (links), sollte man ihn vor dem Pflanzen für einen besseren Bodenanschluss von unten mit den Händen auseinanderreißen (rechts).

Heide bildet ein dichtes Wurzelgeflecht. Topft man den gut durchwurzelten Ballen aus (links), sollte man ihn vor dem Pflanzen für einen besseren Bodenanschluss von unten mit den Händen auseinanderreißen (rechts).

Foto: TV/Kathrin Hofmeister

Ein weiterer Sommer mit extremer Hitze und Trockenheit hat Gartenbegeisterte aufgeschreckt. Muss Gartengestaltung neu gedacht werden? Und welche Pflanzen kommen infrage? Eine Antwort könnten Heidegärten bieten. Die große Gruppe altbekannter Farbträger hält den Wetterextremen nicht nur besser stand als andere Pflanzen. In ihrem Sortiment hat sich in den letzten Jahren auch viel getan. „Und ständig kommt Neues hinzu“, bestätigt Dirk Sträßer vom Gartenzentrum Lambert.

Dabei nimmt der Gartenbautechniker ein gelbgrünes Heidekraut aus der aktuellen Skyline-Reihe zur Hand. Das frische Grün und der aufstrebende Wuchs muntern eine Pflanzung auf. Zum Winter verfärbt sich das Blattkleid ins Rötliche. „Heide ist vor allem auch eine Strukturpflanze“, erklärt er die Neuheit. Gleich daneben reihen sich dunkellaubige Heidekraut-Vertreter auf und in der Schaupflanzung fällt die Vielfalt an Blattgrüntönen ins Auge. Für ganzjährige Farbe sorgen die immergrünen Heidegewächse also allemal. Sie bewahren den Boden vor dem Austrocknen, binden Feinstaub und verbessern wie alle lebenden Pflanzen die CO2-Bilanz. In der Blütezeit locken sie Insekten an. Wenn man die verschiedenen Arten und Sorten geschickt mischt, kann man fast durchgängig etwas Blühendes im Garten haben.

Den Großteil decken zwei Gruppen ab. Schneeheide, auch als Winterheide bekannt, beginnt oft schon im Januar mit der Blüte. Durch die kühlen Temperaturen blüht sie über drei Monate. Wegen der frühen Blüte ist sie eine der wichtigsten Nahrungspflanzen für Hummeln und andere Insekten. Im Sommer lockt Besenheide Bienen an. Unter ihrem botanischen Namen Calluna vulgaris wird sie oft auch als Calluna oder eben Sommerheide bezeichnet. Den begehrten Nektarsaft finden die Nützlinge allerdings nicht in den sogenannten Knospenblühern. Dabei handelt es sich um Besenheide, die nicht in Blüte geht. Seit ihrer Einführung unter dem Etikett der „Garden Girls“ oder „Beauty Ladies“ haben sich die Dauerblüher durchgesetzt. Mittlerweile machen sie fast 95 Prozent des Besenheide-Sortiments aus. Mit dem gesteigerten Bewusstsein für Insektenpflanzen könnte sich das wieder ändern. Doch die Vorteile der ebenfalls für herbstliche Schalenbepflanzungen beliebten Knospenblüher liegen auf der Hand: Die kompakten Zwergsträucher wirken auch im knospigen Zustand farbig und halten bis zum ersten Schnee. Der neueste Hit ist eine zur Pyramide hochgezogene Beauty Lady in Weiß, Rosa oder Heidefarben. Mit Trockenperioden kommen die unkomplizierten Gewächse genauso gut klar, wie ihre Schwestern. Das liegt an ihrer Erbmasse.

Besenheide kommt in der Natur auf Heide- und Moorlandschaften vor oder besiedelt sandige Böschungen an lichten Eichen- und Kiefernwäldern. Damit ist die charakterbildende Pflanze einer Lüneburger Heide oder viel näher der Mehlinger Heide bei Kaiserslautern an sommertrockene Böden und andere Extreme gewöhnt.  Andererseits bedeutet das natürlich auch, dass Calluna dort am besten wächst, wo der Gartenboden ähnlich sauer ist. Die Böden in der Region sind oft kalkhaltig und damit alkalisch. Wundern sich Gartenbesitzer, warum ihre Heide nach ein paar Jahren nicht mehr gut aussieht, liege das zumeist an dem zu basischen Milieu: „Ist der pH-Wert zu hoch, kann die Heide keine Nährstoffe aus dem Boden aufnehmen“, erklärt Sträßer. Sie verkümmert. Senken könne man den ph-Wert über Düngung. Den Torfwassertrick erledige heute meist ein Rhododendrondünger wie RhodoVital. Welcher Torfwassertrick? Früher legte man Torf ins Wasser. Das Substrat nahm man zum Topfen der Geranien. Das überschüssige Wasser, das die Säure aus dem Torf aufgenommen hatte, verwendete man zum Gießen der ebenfalls säureliebenden Rhododendren oder eben Heide.

Sehr viel bodentoleranter zeigt sich Schneeheide. Als Strauchersatz lässt sich Baumheide (Erica arborea) in eine Heidepflanzung integrieren. Die angebotenen Sorten mit teils hellgrünem Laub werden 80 bis 100 Zentimeter hoch und tragen zu Beginn des Frühjahrs duftend weiße Blüten, die Insekten anlocken. Eine Besonderheit ist die einjährige Erica gracilis. Sie geht ab September in Blüte und hält bis Dezember.

 Die Vielfalt an Heide ist enorm, wie eine Schaupflanzung im Gartenzentrum Lambert in Trier zeigt. Und das Beste: In einem Heidegarten lassen sich alle Arten und Sorten mischen. Dazwischen machen sich Beerensträucher gut, die ebenfalls saure Böden lieben. Skimmie Temptation ist eine besonders schöne Sorte, deren leuchtende Früchte bis in den Winter halten.

Die Vielfalt an Heide ist enorm, wie eine Schaupflanzung im Gartenzentrum Lambert in Trier zeigt. Und das Beste: In einem Heidegarten lassen sich alle Arten und Sorten mischen. Dazwischen machen sich Beerensträucher gut, die ebenfalls saure Böden lieben. Skimmie Temptation ist eine besonders schöne Sorte, deren leuchtende Früchte bis in den Winter halten.

Foto: TV/Kathrin Hofmeister

Dann stirbt sie ab. Zwischen Schneeheiden und Besenheide blüht die wieder auf saure Böden angewiesene Glockenheide (Daboecia) von Juni bis September. Auch sie ist ein wahrer Bienenmagnet. All diese Arten vertragen kurzfristig Trockenheit. Dirk Sträßer, selbst überzeugter Heidegartenfan, hat in diesem Extremsommer einmal mehr die Erfahrung gemacht, dass auch bei ihnen schon ein kurzes Überbrausen ausreicht, um die Heideflächen attraktiv zu halten.

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