Macher, Menschen, Märkte Rettung aus der Luft – Eine Longuicher Firma spürt mit Drohnen Rehkitze auf (Video)

Longuich · Im Frühjahr und Frühsommer steht bei den Landwirten die Mahd an. In dem hohen Gras verstecken sich Rehkitze und junge Hasen. Damit nicht Tausende Tiere sterben, suchen Jäger und Bauern nach Hilfsmitteln. Eine Chance bieten Drohnen.

 Moselcopter-Chef Hermann Spanier (links) und sein Bruder Uwe Spanier beim Start eines Copters mit Wärmebildkamera, der Rehkitze in einer hohen Wiese finden kann.

Moselcopter-Chef Hermann Spanier (links) und sein Bruder Uwe Spanier beim Start eines Copters mit Wärmebildkamera, der Rehkitze in einer hohen Wiese finden kann.

Foto: TV/Heribert Waschbüsch

Jäger Uwe Spanier und seinen Bruder Hermann Spanier bringt in diesen Tagen eine Idee zusammen, um den Tod von Rehkitzen bei der frühen Ernte von Gras, der sogenannten Mahd, zu schützen. Hermann Spanier ist Geschäftsführer der Longuicher Firma ­Moselcopter. Seine fünf Fluggeräte sind in der Regel im Einsatz, um Brücken und Gebäude zu scannen, auszumessen und zu digitalisieren, um Schäden an Dächern oder auch unzugänglichen Gebäudeteilen zu finden. „Eigentlich ist die Firma aus dem Bedürfnis heraus entstanden, unsere Urfirma mit Daten zu versorgen“, erklärt Hermann Spanier. Das „Urgeschäft“ ist die Gerüstbaufirma Spanier und Wiedemann. „Der Copter ist dabei eigentlich nur das Arbeitsgerät, das Kamerasysteme und Scanner in Position bringt, so dass wir alle relevanten Daten sammeln können“, erklärt der Firmenchef.

Und mit diesem Fluggerät kann das Unternehmen nun auch landwirtschaftliche Flächen überprüfen und sehen, ob sich ein Rehkitz in einem Feld versteckt. Die Methode wird inzwischen deutschlandweit praktiziert. Uwe Spanier ist als Jäger von der Einsatzmöglichkeit überzeugt: „Das Problem ist, dass Kitze noch keinen Geruch entwickeln. Das heißt Hunde oder auch Füchse können die Jungtiere nicht wittern. Deshalb verstecken sie sich im Gras und rühren sich auch bei Lärm selten weg, weil ihm noch der natürliche Fluchtinstinkt fehlt und es sich bei Gefahr nur noch tiefer ins Gras duckt.“ Mit einer Drohne, ausgerüstet mit einer Wärmebildkamera, lassen sich die Jungtiere sehr gut auffinden.

Da solche Einsätze nicht nachgearbeitet oder dokumentiert werden müssen, fallen dafür lediglich die Pilotenstunden, also die Arbeitszeit an, erklärt Hermann Spanier. Bei einem Einsatzgebiet von fünf Hektar wären dies im Umkreis von 50 Kilometer etwa 250 Euro.

Im Vergleich zu Strafen, die Landwirten drohen, ein eher kleiner Betrag. Erst vor wenigen Tagen hat das Landgericht Ottweiler (Saarland) einen Landwirt zu 7200 Euro Geldstrafe verurteilt, weil er die Jagdpächter nicht über seinen Mäheinsatz informiert hat, keine Schutzmaßnahmen eingeleitet wurden und so 15 Rehe unter das Mähwerk kamen, berichtet die Internetseite jagderleben.de, und das Amtsgericht Celle hatte im vergangenen Jahr einen Landwirt der 13 Rehkitze bei seinem Mäheinsatz überrollte, zu 2000 Euro Strafe verurteilt.

Es gibt weitere Möglichkeiten, vor dem Mähen die Felder zu kontrollieren (siehe Extra). Auch die Einsatzmöglichkeiten für die Moselcopter sind vielfältig. „Vor kurzem konnten wird mit einem Copter die von Wild verursachten Wildschäden dokumentieren“, erzählt Hermann Spanier. Mit einem speziellen Scanner ausgerüstet hatte der Moselcopter-Chef das Gelände in einer Höhe von 40 Metern unter die Lupe genommen. Die hochauflösenden Kameras können dabei sehr genau nachweisen, ob ein Schaden durch einen Autoreifen oder eine Wildtierherde verursacht wurde, und das auch in unwegsamen Gelände.

Jäger Uwe Spanier denkt sogar darüber nach, die Copter bei einer Treibjagd einzusetzen. „Wildschweine sind sehr intelligent. Sie verstecken sich und wissen sich im Unterholz bestens zu verkriechen.“ Bei einer Treibjagd müssen Gelände von 200 bis manchmal 500 Hektar bejagt werden. „Da wäre es hilfreich, wenn wir wüssten, wo die Wildschweine stehen“, findet Uwe Spanier.

Doch vor allem dem Handwerk bietet der Einsatz von Coptern ganz neue Möglichkeiten. Das Leistungsspektrum umfasst Luft- und Bodenaufnahmen, Raumvisualisierung, 3-D-Modell-Erstellung sowie maßstabsgetreue Vermessung. Für Handwerker, Architekten, Gutachter oder auch Immobilienmakler bieten solche Daten ein hohen Wert. „Die Digitalisierung des Handwerks fängt in der Luft an und geht am Boden weiter“, sagt Hermann Spanier. Das Beispiel Notre Dame zeige, wie wichtig es heute sei, einen digitalen Zwilling eines Gebäudes zu haben. Moselcopter hat solche Daten etwa von der Außenansicht der Eurener Kirche oder dem Altenheim in Trierweiler. Planungsänderungen, ein neuer Aussenanstrich, oder sonstige Veränderungen an Gebäuden lassen sich in 3-D-Modellen darstellen bevor der erste Nagel eingeschlagen oder der erste Pinselstrich gemacht wurden.

Eine Drohne, um solche Einsätz fliegen zu können, kostet ab 6000 Euro. Wichtiger noch, die Ausstattung mit Kamerasystemen und Scannern. „Das kann dann schon mal 70 000 Euro kosten“, verrät der Firmenchef. Zudem sind natürlich eine ganze Reihe von Vorschriften einzuhalten. Alle Flüge müssen angemeldet sein, man benötigt eine Aufstiegserlaubnis, gegebenenfalls eine Einverständniserklärung, die allgemeine Flugerlaubnis und alle Geräte müssen selbstverständlich gekennzeichnet und versichert sein, Flüge müssen behördlich angemeldet sein. „Wir dürfen zudem nur auf Sicht fliegen. Ich muss als Pilot immer noch Herr der Flugbewegungen sein“, so Spanier.

Per Luftaufnahme können Hermann Spanier (rechts) und sein Bruder Uwe Spanier planen, in welchem Gebiet sie Wildtiere suchen.

Per Luftaufnahme können Hermann Spanier (rechts) und sein Bruder Uwe Spanier planen, in welchem Gebiet sie Wildtiere suchen.

Foto: TV/Heribert Waschbüsch
Macher Menschen Märkte

Macher Menschen Märkte

Foto: TV/Schramm, Johannes

Doch das Spannende ist für den Handwerker, die Chance, die hinter der Technik steht. „Mit dem Copterflug beginnt gerade einmal die Digitalisierung, die dann in vielfältigen Schritten weitergeht. Das spart Zeit und öffnet ganz neue Ansichten und Entwicklungschancen für das Handwerk.“

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