Die Nase der Blondine

Abgeordnete des Landtags müssen sich darüber im Klaren sein, dass bei Plenarsitzungen unablässig Foto- und Fernsehkameras auf sie gerichtet sind. Das trägt zum wichtigen Bekanntheitsgrad der Politiker bei, kann aber bisweilen auch leidvolle Erfahrungen nach sich ziehen.

So prangte dieser Tage ein großes Bild von CDU-Chefin Julia Klöckner in der Zeitung mit den vier Buchstaben. Versehen mit der Schlagzeile, sie gehe den Dingen auf den Grund, wurde einem Millionenpublikum präsentiert, wie die blonde Oppositionsführerin in der Nase bohrte.

Über das geschmacklose Foto wurde im Foyer und auf den Fluren eifrig getuschelt. Von den Regierungsfraktionen, erst recht von ihren eigenen Leuten, erfuhr Klöckner große Anteilnahme. Schließlich kann es jedem einmal passieren, dass er hinterrücks erwischt und vorgeführt wird. Ein bisschen Häme konnte sich mancher indes nicht verkneifen. Ein Abgeordneter hatte den Zeitungs-"Beitrag" auf seinem Handy gespeichert und zeigte ihn unter großem Gelächter vor. Es soll unter den Sozialdemokraten diskutiert worden sein, der CDU-Chefin während der Debatte in einem Zwischenruf zu raten, den Dingen auf den Grund zu gehen. Eine solche Boshaftigkeit verkniffen sich die Genossen aber.

Dass die Sache in der inhaltsarmen Plenarsitzung nach den Herbstferien für Aufsehen sorgte, dürfte einen anderen Grund haben. Julia Klöckner tritt am Mikrofon gerne schlagfertig, manche sagen vorwitzig, auf und nimmt dabei Regierungsmitglieder aufs Korn. Das verhagelt vor allem Ministerpräsident Kurt Beck die Laune, der oft grantelt und giftet. Diesmal dürfte der Regierungschef zumindest ein bisschen gelächelt haben. Schließlich hatte Klöckner durch das "Nasen-Foto" den Schaden, und wer den hat, braucht bekanntlich für den Spott nicht zu sorgen.

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