Doctor Sleep

Sein Name ist eine Marke, seine Bücher weltberühmt. Stephen King hat mit Werken wie "Shining", "Es" und "Friedhof der Kuscheltiere" in den 70ern und 80ern einen neuen, zeitgemäßen Horror definiert und damit Millionen gleichermaßen begeistert und das Fürchten gelehrt. Entsprechend hoch sind die Erwartungen, wenn dieses Schwergewicht der Trivialliteratur sein mittlerweile 36 Jahre altes Meisterwerk "Shining" fortsetzen will. Doch diese Erwartungen werden enttäuscht.

 Stephen King stellt in Hamburg sein neues Buch „Doctor Sleep“ vor. Foto: Maja Hitij

Stephen King stellt in Hamburg sein neues Buch „Doctor Sleep“ vor. Foto: Maja Hitij

"Doctor Sleep" ist dabei kein per se schlechtes Buch. Man kann der Geschichte um den gealterten Telepathen Danny Torrance - in "Shining" war er erst sechs - und das ebenfalls telepathisch begabte Mädchen Abra schon positive Seiten abgewinnen, wenn man sich Mühe gibt. Gemeinsam treten Danny und Abra gegen das Böse an, stellen sich, kämpfen und gewinnen ohne Verluste. Ein glatter Zu-Null-Sieg ohne die Elemente des schonungslosen Erschreckens mit denen King in "Friedhof der Kuscheltiere" oder "Cujo" die Welt schockiert hat.
Nun ist King inzwischen 66 Jahre alt. Man kann und sollte ihm deshalb nicht pauschal vorwerfen, dass er seinen Schwung und vor allem seine Konsequenz verloren hat. Doch "Doctor Sleep" weist bedauerlicherweise deutlich darauf hin. Horror im Allgemeinen und Stephen King im Besonderen sind mit Sicherheit nicht jedermanns Sache, doch wenn man sich auf solche Achterbahnfahrten einlässt, erwartet man zwingend auch Loopings, Kurven und den freien Fall. "Doctor Sleep" ist keine Achter-, sondern eine Bimmelbahn und hoffentlich ein einmaliger Ausrutscher des Altmeisters. Jörg Pistorius

Stephen King: "Doctor Sleep", Heyne-Verlag, 704 Seiten.

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