Kolumne Eifel-Einsichten Wenn Sie diese Kolumne nicht lesen, fällen wir den Baum! Und zwar: kurzerhand!
Über einen 87-Jährigen, der einen Baum umhaut. Und seine fast gleich alten Eltern. Also die unseres Autors. Mehr lesen Sie in den neuen Eifel-Einsichten.
Die Polizei Daun meldet einen skandalösen Fall. Beziehungsweise: eine skandalöse Fällung. Oder besser: Den klassischen Akt eines Eifelers, der nicht fragt, sondern einfach macht. So sind wir. Falls es kein Zugezogener war, dann bricht meine Theorie zusammen.
Egal, zitieren wir: „Weil er seinen ,freien Blick in die Natur‘ verbessern wollte, begab sich ein 87-jähriger Mann aus dem Bereich der VG Gerolstein (Anmerkung: VG steht für Verbandsgemeinde. Und Bereich steht für … weißnet. Die schreiben immer „Bereich“ bei der Polizei. Autos zum Beispiel parken immer „im Bereich der Hauptstraße“, aber nie in der Hauptstraße. Aber gut, gehört nicht zu meinem Aufgabenbereich. Weiter im Zitat, der Mann also begab sich ...) ... zu einem der Gemeinde Kopp gehörenden Baum und fällte diesen kurzerhand, obwohl dieser sich nicht in seinem Eigentum befand und zudem die Verbotszeit nach dem Naturschutzgesetz herrschte. Es wurde ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren eingeleitet.“
Leute! Ermittlungsverfahren! Echt jetzt: Wenn einer mit 87 Jahren einen Baum umhaut, dann muss man davon ausgehen, dass er sich das sehr lange überlegt hat. Und könnte ich mit 87 noch Bäume fällen, und zwar „kurzerhand“, was wäre ich froh (Glückwunsch noch an Mutter, die gestern, wie Vatter vor zwei Wochen, 86 wurde. Zum Glück haben unsere Eltern im Bereich ihres Hauses keine Bäume stehen. Also keine, die zur Gemeinde Kopp gehören. Sonst würd ich mir Sorgen machen. Aber sie sind ja auch noch jung.). Wobei: Mit 87, falls ich das dann noch könnte, würde ich eher denken: Ach, was soll ich den noch wegsäbeln, für die paar Monate lohnt sich das nicht. Davon abgesehen, bis dahin stehen Bäume unter strengstem Schutz. Und aufs Umhauen: Knast.
Ich hoffe, das Verfahren für den Baumfrevler zieht sich ein paar Jahre hin, damit er die Aussicht noch genießen kann. Aber dann wenigstens mit schlechtem Gewissen.
Apropos Aussicht: Post aus Olzheim, von Herbert Grewenig mal wieder: „1957 bekamen wir einen Fernseher“, schreibt er. „Wichtigste Sendung war die Tagesschau. Eines Abends kam mein Bruder, im Unterhemd, ins Wohnzimmer. Prompt kam von meinem Vater die Aufforderung: ,Duhn dir jet an, wat soll dän von us denken!‘“. Danke! Mir ging‘s so knapp zehn Jahre später genauso: Im Fernsehen war Gerd Müller zu sehen, damals war Gerd Müller noch schwarzweiß, und sagte was in die Kamera (für die Jüngeren: Gerd Müller – Bomber der Nation. Ist nicht mehr. Dabei würden wir ihn sooo brauchen heute). Ich fing an zu winken. Und meine Eltern so: „Der kann dich net sehen.“ Ich war schlimm enttäuscht, vor allem von Gerd Müller.
Fast so schlimm wie bald darauf, als ich vom Christkind einen ultra-effektiven, total großartigen Flitzebogen bekam, der tausendmal besser funktionierte als der, den ich mir dann etliche Jahre später kaufte (aus Fiberglas! Oder war’s Glasfiber? Kann ich mir nie merken.). Und dann erfuhr ich, dass es gar nicht das Christkindchen gewesen war, das den Flitzebogen gebaut hatte! Sondern: Vatter.
Das war natürlich viel cooler, weshalb ich schnell darüber weg war, dass es das Christkind angeblich (Achtung, von hier an ist die Kolumne ab zwölf:) GAR NICHT GIBT.
So, ich duhn mir jetzt jät aan, wir grillen. Im Bereich des Elternhauses.
Et jit net jerannt.