Kolumne Eifel-Einsichten Ja wie jetzt?!?
Selten habe ich mich über Post vom Finanzamt so gefreut wie diese Woche.
Die Freude ist allerdings eine rein sprachlich grundierte, zuerst nämlich setzte der Schock ein. Das Schreiben nennt sich, ihr ahnt es als Mitbetroffene, „Bescheid über den Grundsteuermessbetrag, Hauptveranlagung auf den 1. 1. 2025.“
Schock! Die wollen unser Jeld! Aber was wissen die in … (Moment, sitzen ja nicht mehr in Daun, ach ja …) was wissen die denn in Wittlich über meine Hauptveranlagung? Und war ich nicht immer stolz darauf, dass ich ganz, ganz viele unterschiedliche Veranlagungen habe? Und wie haben die herausgefunden, welche davon an Neujahr 2025 die Hauptveranlagung sein wird? (Einschub: Als klassischer Eifeler ist eine meiner Hauptveranlagungen natürlich: Renitenz. Aber ich hab noch mehr!)
Das alles erinnert mich an den Anruf von der Telekom vor Jahren, als mir ein Herr fröhlich mitteilte (hab ich das nicht schon mal erzählt? Egal!), man habe mein „Telefonverhalten analysiert“ und biete mir deswegen einen neuen, supertollen Vertrag an, echt, der sei viel fantastischer als der alte. Meine Reaktion: erst aufregen, dann auflegen.
Ich gehe davon aus, dass unser aller Telefonverhalten ganz bestimmt analysiert wird, vom Russenchinesenoderelonmuskodersonstwem, aber von der Telekom? Die es noch immer nicht geregelt kriegt, uns hier in der Redaktion mal endlich das WLAN anzuknipsen? Aber mein Telefonverhalten analysieren, jaja, dafür hannse Jeld.
Zurück zur Finanzamtspost. Die ging, bzw. erging, gar nicht an mich. Sondern an die Gattin. Und enthält den hinreißend formulierten Satz: „Der Bescheid ergeht an Sie mit Wirkung für und gegen beide Ehegatten.“ Wunderbar. Da ist alles drin, was man heute Ambiguitätstoleranz nennt, kennt ihr bestimmt: Das heißt, dass man es einfach mal aushalten muss, wenn’s unübersichtlich wird. Wenn man bei einer Sache nicht weiß: Ist das jetzt gut oder schlecht? Das Finanzamt lässt sich da alles offen: für und gegen gleichzeitig, das ist beispielhaft. Danke!
Wir also schnell ausgerechnet, was wir dann für unsere Butze abdrücken müssen. Ach so, wie hoch ist eigentlich der Hebesatz der Ortsgemeinde? Bürgermeister anrufen. „Den haben wir um 35 Punkte erhöht.“ Ja super. Da ergehe ich mich in fortgeschrittener Ambiguitätstoleranz und bin klar dafür, dass wir dagegen sind.
Et jit net jerannt.