Kolumne Eifel-Einsichten Was heißt hier Urlaub?!?

Der feine Herr Schwickerath, unser Redaktionssenior, fledermausumflatterter Rittersdorfer und Dämon der tapferen, darbenden Frontreporter in den unterbesetzten Außenposten unserer lieben Heimatzeitung, maßregelt mich chefmäßig von seinem Trierer Großraumbüro aus (da geht die Prümer Redaktion zweimal rein, obwohl hier viel mehr Artikel geschrieben werden als da unten in der behaupteten Großstadt am fernen Rand der freigeistigen Eifel.

Kolumne Eifel-Einsichten
Foto: TV/Klaus Kimmling

Und es wäre immer noch locker Platz für zehn Milchkannen, einen Deutz-Bulldog – oder von mir aus einen John Deere – und zwei Schwarzbunte. Mit Kälbchen): Ich hatte nur brav Bescheid gesagt, dass ich, urlaubsbedingt, jetzt zwei Wochen Pause machen wolle. Anstatt mir aber eine gute Reise zu wünschen, gab’s einen Rüffel: „Wie, keine Kolumne?!? Watt, Urlaub?!? Komm mir bloß nicht mit so einem modernen Gedöns!“

Liebevoll wie immer. Da steh ich nun. Und soll mir also für die nächsten zwei Ferienwochen schon vorher was ausdenken und fertigschreiben, obwohl ich doch unbedingt mal wegmüsste aus dem ganzen Mist hier. Also nicht hier direkt. Hier ist es ja schön. Hier ist Eifel. Hier sind die Guten in der Überzahl. Jedenfalls: noch.

Aber was schreib ich denn jetzt? Und auch noch im Voraus? Doch siehe: Ein Gott hat Erbarmen, um hier mal wieder den Schiller raushängen zu lassen. Und er heißt: Damian Schwickerath. Schenkt er mir doch ein Schätzlein von einem Eifel-Gedicht, das, wo wir gerade schon Schiller sagten, nicht weniger Schönheit, Wahrheit und Menschenkenntnis enthält als die Werke des großen deutschen Stürmers und Dränglers.

Das haben ihm, sagt Damian, zwei Kumpels in einer ihrer zahlreichen, gemeinsamen Konferenzen gesteckt (an der Theke, wo sonst), nämlich Peter Fritzen aus Speicher und Matthias Thiel aus Ordorf (das ist angeblich ein Ortsteil von Dudeldorf. Damian sagt aber, dass die Ordorfer das nicht unbedingt so sehen. Und noch immer stolz ihre eigene Kirmes feiern. Diese Renitenz ist ganz nach meinem Geschmack.).

Ach ja, das Gedicht. Geht so, Achtung:

Durch Spéicha un net betroogen/ Durch Denaf unn net beloogen/ Durch Bodem unn net geschlonn/ da kaans de an der gaanzer Wält bestonn.

Top! Und hier die Übersetzung: Durch Speicher gekommen, ohne betrogen worden zu sein, durch Dudeldorf, ohne belogen worden zu sein, durch Badem, ohne dass sie dich vertrimmt haben – wenn dir das gelingt, dann kannst du in der ganzen Welt bestehen.

Wie schön! Und: stimmt!

Danke, oh Chef. Angesichts dieser Zusammenarbeit zwischen Zuchtmeister und Knecht, finde ich, können wir uns ja dann auch wieder vertragen. Vorläufig. Was sagt dazu der Dichter? Kuck:

„Denn wo das Strenge mit dem Zarten, wo Starkes sich und Mildes paarten, da gibt es einen guten Klang.“ Anders gesagt: voll auf die Glocke.

So weit die Lage.

Ich sach: bis die Tage!

Und jetzt kommt der finale Reim. Denn ich lass euch mal kurz alleim.

Und ehe hier noch einer schellt,

bin ich mal raus. Und in die Welt.

Et jit net jerannt.

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