Kolumne Eifel-Einsichten Nä, nä, Marie, is dat net clean

Ich frage mich dieser Tage, was Marie Kondo mit all dem Schnee machen würde. Marie wer? Kondo, genau, ja doch. Noch nie gehört? Die Dame, die gerade der ganzen Welt zeigt, wie man richtig aufräumt? „Magic Cleaning“ heißt die neue Religi ...

Kolumne Eifel-Einsichten
Foto: TV/Schramm, Johannes

Bewegung, Motto: Wenn mich etwas beim Draufschauen nicht glücklich macht, einfach fort damit. Seitdem schmeiß ich alle Rechnungen und Kontoauszüge weg. Unangenehme Arbeitsaufträge werden delegiert. Kommen aber magischerweise meistens sofort wieder zu mir zurück.

Jedenfalls: Bei Marie Kondo (und seit einiger Zeit, ich bekenne, auch bei uns daheim) kommen zum Beispiel Klamotten in Schachteln oder Kartons, das wirkt der Haufenbildung entgegen, weil alle Sachen schön nebeneinander im Kartöngchen stehen. Und nicht übereinander liegen, wo dann immer, wenn man heute aber mal ein T-Shirt aus der Mitte rausfriemeln will und nicht das von ganz oben, beim Ziehen direkt noch mindestens ein anderes mit rausflutscht, und das fällt dann auseinander, und man kriegt es nur als unförmigen Knubbel wieder zurückgeschoben in den Hoppen und alles sieht voll asi aus (eine Spezialbegabung von mir. Apropos Spezialbegabung: Beim Aufräumen im Büro – et Haus verliert nix – fand ich diese Woche meine Notizen über die Lesung von Harry Rowohlt – schnief – vom Juni 2006 in Biersdorf. Und den Satz: „Wie ich mir keine Texte merken kann, das ist fast schon eine Spezialbegabung.“ Ach, Harry).

Und würde ich diese Kolumne supersortiert aufschreiben, dann
müssten
vermutlich
alle
Wörter
fein
einzeln
und
akkurat
untereinander
platziert
werden,
damit
das
dann
alles
schön
anständig
aussieht.

(Ich kann hier die Wörter ja nicht nebeneinander aufrecht hinstellen. Wenn ihr also den Marie-Kondo-Effekt haben wollt, Leser, dann müsst ihr den Volksfreund jetzt um 90 Grad nach links drehen. So. Dann stehen die Wörter genauso da wie bei uns zu Hause die T-Shirts im Karton.)
Sieht
aber
dann
doch
voll
doof
aus.
Finde
ich.

Aufgeräumte Leute. Manchmal sind sie einem zuwider. Wie sauber, wie senkrecht, wie steif, wie langweilig, wenn nirgendwo, in keinem Zimmer, nix rumliegt. Deswegen vermute ich, dass Marie Kondo auch kein Schneeproblem hat. Wahrscheinlich stehen um ihr Haus herum lauter große Kisten, in die der Schnee dann schön sortiert hineinfällt und spurenlos wegschmilzt.

Und übrigens: Das einzig wahre Magic Cleaning betreiben ja die Jungs vom Winterdienst, die sich seit Tagen einen Wolf räumen, damit wir weiter durch die Gegend gondeln können.

Mich macht er ja, wenn ich ihn mir so anschaue, glücklich, der Schnee. Wie er einfach alles an Dreck unter sich verschwinden lässt, wie alle (bis auf die Deppen) so vernünftig Auto fahren, wie ruhig alles wird (bis auf den Pöbel in Internetz und sonstwo, den man auch gerne wegsortieren würde, da tät’s dann, sagt die Gattin, auch ein Sack), ohne das Geknatter und Gepöff. Einfach nur Schönheit und Stille.

Und deswegen, wenn ihr mich fragt, kann der auch links und rechts der Eifel-Highways noch ein bisschen liegen bleiben, der Schnee.

Wir hier wissen ja sowieso, was wir bei diesen Bedingungen machen: net rennen, wie immer.

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