Kolumne Eifel-Einsichten Der Malessen zweiter Teil

Heißa: auf Tiefenrecherche im Prümer Krankenhaus! Clever getarnt als Patient, mit absolut glaubwürdigen Malessen, gnadenlos gegen mich selbst (da sollten sich die Relotiusse dieser Welt mal ein Beispiel nehmen!

Kolumne Eifel-Einsichten
Foto: TV/Klaus Kimmling

Aber wenn sich Dorfjournalisten aufopfern, interessiert das ja keine Sau)! DIE Gelegenheit, die skandalöse Gesamtmarodität des medizinischen Versorgungssystems auf dem abgehängten Land gnadenlos aufzudecken, sobald ich aus der Narkose wieder raus bin!

Und was erlebe ich? Lauter extrem freundliche und kompetente Gesundheits-Wesen, allesamt höchst versorgungsbereit (immerhin hatten sie – der TV, jawohl, berichtete – vorletztes Jahr auf Lohn verzichtet, um den Laden zu retten. Da hätte ich auch etwas Ruppigkeit im Umgang hingenommen. Aber: nix, alle nett).

Lief dann auch supi: „Alles klar, könnwer gleich machen“, sagte Doktor Ursula, nachdem sie sich kurz den heftig schmerzenden Kolumnistensteiß angeschaut hatte – und zwei Stündchen darauf, rickeracke, war die Sache ge...,äh, ritzt und Mull drüber.

Zum Vergnügen der anschließend mit der Betreuung des Patienten befassten Kräfte habe ich dann beim Aufwachen in fremden Zungen geplappert. „Ein medizinisches Wunder!“, wollte ich rufen – aber es war dann doch nur Englisch, das konnte ich schon vor der Betäubung.

Schön wär’s ja gewesen, hätte ich auf Mandarin oder sonst einen Dialekt parliert, den sie links und rechts der großen Mauer sprechen. Weil ich ja davon ausgehe, dass wir in 20 Jahren alle chinesisch reden, weil wir müssen. Der Ami lässt die Welt im Stich, da schreitet der Chines‘ kraftvoll in die Lücke. Anders gesagt:

Ist dir Privatheit einerlei,

verlass dich nur auf Huawei.

Ich jedenfalls noch am selben Tag aus dem Hospital wieder raus und happy. Seitdem werde ich täglich in der Heimatpraxis – Eins A – wundbetreut von Doktor Doro und ihren Eleven, am Wochenende geht’s dann nach Sankt Juppes (ach so: Heute komm ich nicht. Weil Arzthelferin Ute gestern zu mir sagte: „Also jetzt im Moment machst du richtig gut Fortschritte.“ Das hab ich seit bestimmt 40 Jahren nicht gehört, als ich mal, eher zufällig, in Mathe was beköppt, also kapiert hatte).

Aber als ich dann, vom Gelingen des Eingriffs und der Abszess-Absolution beseelt, ins gleißende Morgenrot der nun beginnenden Rekonvaleszenz segeln wollte, da meldete sich zuverlässig: Der Zahn. Den hatte ich in der Vollnarkose glatt vergessen. Was der blöde Stumpen mir dann, eine Woche nach der OP, mit deutlichen Worten beleidigt klarmachte, etwa so: Junge, freu dich, es ist eine Wurzelentzündung! Und die geht nicht weg! Ich also bei Doktor Robert, meinem Leibdentisten, angerufen: „Sollten wir schnell machen“, sagte er. Und ich so: „Geht nicht. Kann nicht sitzen.“

Worauf er nur meinte: Wenn das mit der Entzündung so richtig losgehe, helfe auch ein Kilo Ibuprofen nicht mehr, und ob ich sitzen könne oder nicht, wär mir dann sowas von egal. So schlossen wir einen Pakt: Wenn’s ganz schlimm würde, solle ich direkt rüberkommen.

Und dann wurd’s ganz schlimm. Und zwar ganz ganz.

Wird fortgesetzt.

Net rennen.

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