Kolumne Eifel-Einsichten Nicht abgeholt
Never assume! Nie irgendwas unterstellen! Oder annehmen! Also zum Beispiel annehmen, dass welche, die was sagen oder tun, das aus böser Absicht sagen oder tun (obwohl ... im Moment ... nein, lieber nicht drüber nachdenken, nicht jetzt und nicht hier).
„Never assume“, das sagt der Brite (because it makes an ass out of u and me, also weil es aus dir und mir einen Esel macht): und zwar zu recht, weil man damit gut auf die Schnauze fallen kann (wie auch mit dem Brexit. Anderes Thema). Deshalb nehme ich mal nicht an, dass mich keiner mehr leiden kann und nur deshalb heute nicht ans Telefon geht, wenn ich wen anrufe. Geht den halben Tag schon so. Wo sind die alle? Ich komm mir vor wie zur Arbeit bestellt und nicht abgeholt.
Und ihr, Leser, habt hoffentlich nicht angenommen, in dieser Kolumne gehe es wegen der Überschrift um die abgefahrene Müllsituation in der Eifel. Nein! Diesmal nicht (äh, doch, aber nur kurz: Wer die Wörter „Holsystem“ und „Bringsystem“ erfunden hat, gehört abgeholt. Weil: Die bringen’s nicht).
Never assume: Am Dienstag war ich aus rein privaten Naupen – also weil ich Bock drauf hatte – bei der Lesung von Norbert Scheuer in Gerolstein (und Kollegin Steffi saß an meiner Statt im Prümer Stadtrat, wo man sie, 20 Tagesordnungspunkte und dreieinhalb Stunden lang, in Geiselhaft hielt. Auwei. Da hab ich was gut zu machen). Die Lesung war, sowieso, supergut, weil er ein so toller Schriftsteller ist, aber diesmal auch irgendwie sehr intensiv. Wie er da saß und las, ganz langsam, ganz eindringlich, es hatte etwas Hypnotisierendes ... Meditatives ... man kam sich vor wie in einer literarischen Messfeier ... es war toll. Und ich so: Boah, der ist noch besser geworden mit seiner Vorleserei. Ich also hinterher zu seiner Frau Elvira rüber und gefragt: Ob er das neu entwickelt habe, dieses Intensive, dieses Langsame ... uns sie so sinngemäß: „Nö. Der hat nur so viele Lesungen, dass ihm das sonst auf die Stimme haut, wenn er zu schnell macht.“ Poff – die ganze Illusion zerstört. Es war trotzdem: intensiv.
Apropos bestellen: Mir geht’s heute wie Pino, dem bald sechsjährigen Enkel. Ich komme mir, weil ich keinen ans Rohr kriege, vor wie ... als hätt ich was bestellt und es wolle einfach nicht eintreffen. Die Angetraute jedenfalls musste diese Woche die Enkel betreuen, weswegen sie sich nach Köln begab, meine Grüße an die Jungs mitnehmend. Sie so zu Pino: „Ich soll dir noch Grüße von Fritz bestellen.“ Er so: „Und wann kommen die an?“
Gute Frage. Et jit net jerannt.