Kolumne Eifel-Einsichten Echter Landadel

C-Log, Eintrag 16: Sogar bei „Landlust“, fuhr mir dieser Sorgentage durch die Birne, scheint das Virus angekommen. Dabei ist das doch ein Magazin, das traditionell im strengen inhaltlichen Sicherheitsabstand zur Wirklichkeit operiert, vor allem der rustikalen, güllegetränkten Dorfwirklichkeit.

Kolumne Eifel-Einsichten
Foto: TV/Schramm, Johannes

Stattdessen setzt man dort auf hinreißend langweilige, meist floristische Fotostrecken, in denen perfekt zurechtgealtertes Gartenmobiliar und Behältnisse jeder Form und Farbe (Hauptsache Pastell) eine meist blumentragende Rolle spielen. Also der Krempel, den wir hier verheizen oder wegwerfen, weil Sperrmüll. Oder, wie wir sagen: Pröll.

Und doch dachte ich: Mensch, sie stellen sich der dramatischen Realität. „Zupfen oder wachsen lassen?“, fragt nämlich die Chefredakteurin in ihrem Grußwort, und ich fühlte mich, weil frisuren- und augenbrauenbedingt derzeit akut herausgefordert, sofort angesprochen. Aber dann ging’s doch wieder nur ums Gärtnern. Und im Verlauf des Hefts um, unter anderem, „Vasenschmuck mit Glockenblumen“, „Blumenschmuck mit Perückenstrauch“ sowie um Alleen, Spargel, Dill und, jo, Quark. Ich wünschte, hier auf dem Land wär alles so wie bei dir, Landlust. Obwohl ... nä, wünsch ich mir nicht.

Gar kein Quark nämlich ist die Post, die ich aus dem echten Dorfleben erhielt. Und zwar aus Hersdorf. Und Oberkail (und Kirchweiler. Danke, liebe Frau Adams, Sie haben das von voriger Woche mit dem Geschenkkorb genau richtig verstanden!). Aus Hersdorf sandte Heinz Fröhlinger ein zwei Seiten langes, herrliches Elaborat über seine Coronabekämpfungsverordnungseinhaltungskalamitäten. Das mit der Maskenpflicht findet er eher karnevalesk. Ansonsten aber ist er tapfer: „Ich habe heute Kartoffeln gepflanzt“, schreibt er. „Das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit, die aber nur bis zur nächsten Pressekonferenz des RKI andauert.“ Außerdem gebe er sich dem Brennholzsägen hin und sei mit seinen Vorräten mittlerweile schon im Winter 2025/26 angekommen (vermutlich der Grund für den zeitweiligen Klopapiernotstand der Nation. Der Rohstoff lagert in Hersdorf!). Und er hält sich so sklavisch an die Abstandsregel, dass er auch zu seinem Spiegelbild auf Distanz geht (Herr Fröhlinger: mach ich auch, aber aus ästhetischen Gründen).

Zwei weitere beglückende Seiten schickt uns Tarlach Wohlers-Grant, und zwar aus Oberkail: Dort förstert er für den arenbergischen Waldadel, früher tat er das in der Nordeifel, dabei stammt er aus Niedersachsen. Und seine Frau sogar aus Bayern. Längst aber sind sie herzensechte Eifeler (sogar in den Pfarrgemeinderat wählten sie ihn. Mehr Integration ist hier unvorstellbar). Und er schickt ein paar Top-Erlebnisse aus der echten Eifeler Dorfwirklichkeit: So erlebte er im Rat eine Diskussion über die Einrichtung der Pfarrheimsküche. Und ob man denn da nicht ein „Schaaf“ reinschieben könne (die Eifeler grinsen natürlich jetzt)*. Und weil er von der Weide neben dem Pfarrheim wusste, auf die gelegentlich, genau, Schäflein geschickt wurden, „war ich mir sicher, dass meine Ratskollegen anscheinend tatsächlich planten, Schafe ins Pfarrheim zu bringen“. Also fragte er, ob sie das ernst meinten. Und fing sich „schallendes Gelächter“ ein. Ach, schön. In Landlust steht so was nie. Danke, die Herren!
Et jit net jerannt.

*(Nochmal für alle: Ein Schaf heißt in der Eifel Schoof. Ein Schaaf ist ein Schrank. Schön, oder?)

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