Kolumne Eifel-Einsichten In den Gängen

Als mir der Prümer Pater Norbert Tix für unsere Heiligabend-Geschichte (die ihr ja, nicht wahr, alle gelesen habt) mit der Autorität seiner 87 Jahre sagte, als Rat für uns alle in diesen Zeiten, man solle möglichst „nicht so viel grübeln“, da dachte ich: Recht hat er.

Kolumne Eifel-Einsichten
Foto: TV/Schramm, Johannes

Und: Oha. Der Pater kennt mich besser, als ich ahnte. Genau den Punkt getroffen.

Ich bin nämlich: der Grübelo. Schon immer, das Grübeln und Sichsorgen (ein Familienerbe) ist das Grundrauschen, das sich jeden Tag mit der dauerzischelnden Tinnitussi in meinen Gehörgängen bekämpft. Und meistens gewinnt. Derzeit sowieso (und ja, dies ist C-Log Nummer 40. Ich hab ein bisschen geschludert die vergangenen Wochen).

Und trotzdem: Noch immer erlebst du Schönes. Auch im Geschäft, wo ich doch letztens eher Enervierendes ertragen musste, ich berichtete davon. Beim Einkauf für den täglichen Bedarf jedenfalls flutschen mir – ich kann das nicht steuern – immer Sachen in den Wagen, die nicht direkt zum täglichen Bedarf gehören. Seit Corona nämlich habe ich Dauer-Naupen auf Lakritz. Aber: Ich bin damit nicht allein. Nicht wahr, Inge? Inge nämlich, der ich im Gang mit den unnötigen Produkten bei der Einkaufswagenjonglage Platz zum Vorbeifahren lassen wollte, um dann zügig auf die Lakritzauslage zuzusteuern, fuhr nicht vorbei. Sondern sagte: „Äh ... da will ich auch hin!“ Weil: Bei ihnen seien auch alle auf dem Lakritztrip. Und da gäb’s ja wohl Schlimmeres. Wir lachten, wie auch die nette Kassiererin, als sie meine Konfekttütchen vom Band zog und ich ihr entschuldigend rüberflüsterte, ich käm ohne den Kram zurzeit nicht aus. „Geht mir genauso“, sagte sie. Schön, oder? Und ich zog davon, gereinigten Gewissens.

So. Jahr vorbei, Jahr geht los. Bevor es besser wird, wird’s erst noch ... nicht besser. Sondern: dauern. Bis dahin: Haltet durch und euch vom Geknubbel fern, verliert nicht den Verstand in den sozialen Hetzwerken, dient den Mitmenschen, wo ihr könnt.

Wie auch Manfred Bormes: Er schrieb wieder (ein Dank an jeden, der mir schrieb. Ich hab euch alle richtig lieb. Und auch die andern, die nicht schrieben und dennoch bei der Stange blieben!) aus Biers­dorf. Am See. Denn auch er ist, sagt er, derzeit im „Houm-Schuhling“ tätig. Dem Enkel aber passt es nicht. „Wat soll mir Opa denn helfen, der war doch 70 Jahre nicht mehr in der Schule!“ Leicht geknickt, sagt Manfred, sei er da in den nahen Viezschuppen gezogen. Da sitzt er, trinkt „auf alle Leute, die ich kenne“ und wünscht uns „eine bessere Zukunft“. Und Johanna Dichter-Zender aus Roth wünscht allen Lesern „Gesundheit, Trost und Hoffnung“, und zwar „in Stille“. Danke. Da bin auch ich lieber still.

Nein, einen noch: Ich darf zwar nicht sagen, von wem ich’s habe, aber es passt so schön, weil doch das Jahr so ... Kacke war: Es sitzt, tief im Bekov, ein Kindlein, zwei Jahre alt, auf dem Deppen, dem Töpfchen. Kind sitzt lange. Und singt. Mutter ruft: „Lisa! Mechs du wellen eppes? Oder mechs du neißt?“ („Machst du jetzt was, oder machst du nix?“ In der nördlicheren Eifel würde eppes, also „etwas“, nicht eppes heißen, sondern jätt). Kind bleibt sitzen, singt weiter. Mutter, streng: „Lisa! Watt mechs du do?!?“ Kind (schlau): „Ep---pes!“

Top! So, 2021 kommt in die Gänge, euch allen nur das Beste. Kolumnist stiehlt sich still davon und widmet sich noch jätt dem Neujahrsgrübeln. Et jit net jerannt.

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