Kolumne Eifel-Einsichten Wir Sternenfahrer

Wir hatten die Enkel da, und weil die Jungs gerade sowieso alles von und über „Star Wars“ lesen, gucken und wissen, war klar: Wir werden Sternschnuppen jagen.

Kolumne Eifel-Einsichten
Foto: TV/Klaus Kimmling

Also fuhren wir – die zuständigen Eltern dürfen diesen Absatz hier jetzt überspringen, da steht nichts Interessantes für sie drin, null, wirklich, nein, ihr verpasst nichts – am späten Donnerstagabend mit Paulo und Pino hinaus aus dem Dorf, ganz weit nach oben, zu unserem Wald, dann noch ein Stück weiter und stellten uns ins Freie. Und warteten auf die Perseiden.

„Die kommen aus dem Osten“, hatte Pino gesagt, weil die Jungs eben so was wissen. Also blickten wir nach Osten. Und warteten. Wir sahen alles: Flugzeuge. Satelliten. Eine Raumstation. Ein Alienschiff. Es musste ein Alienschiff sein, denn es senkte sich, gleißend weiß und kugelförmig, sehr langsam und sehr kontrolliert von oben nach unten und hüllte sich kurz darauf in tiefes Dunkel. „Wahrscheinlich Weltraumschrott“, sagte Oma, aber das wollte keiner glauben, viel zu realistisch. Es war, natürlich, ein Alienschiff.

„Bestimmt landet gleich noch der Millenium-Falke“, sagte Paulo. „Genau“ sagte ich, „und dann steigt Han Solo aus und sagt: Wenn ihr Sternschnuppen sehen wollt, Leute, dann steigt ein.“

Doch dann: Piff, die erste Schnuppe. Und Pöff, die zweite. Sie kamen aus dem Osten, tatsächlich, aus dem Sternbild des Perseus, der lässig am Himmel stand und zu uns runtergrüßte (man kann sehr lässig sein so als Mythen-Held, wenn man gerade die schlangenhaarige Medusa plattgemacht hat).

Sie, die Schnuppen, kamen allerdings doch eher vereinzelt. Manche erwischte man gerade so aus dem Augenwinkel, andere konnte man knapp erahnen, einige dürften nur in der Einbildung existiert haben. Oma sah gar keine. Dafür aber entdeckte sie einen Stern, der ständig hin und her wackelte, als wisse er nicht, wo es lang geht. Wir nannten ihn den Zweifelstern.

Geduld, sagte ich, da kommt noch mehr. Weiter warten. Wir begannen, runterzuzählen, um die Schnuppen zu locken: Drei, zwei, eins ... nichts. Zehn, neun, acht ... nichts. 20, 19, 18, 17 ... nichts. Und wieder nichts. „Wir zählen jetzt von 100 runter“, sagte Paulo, aber dann: Zosch! Rieeesen-Sternschnuppe! Hammer! Als hätte einer eine fette Silvesterrakete quer über den Himmel geschossen. „Uooouh!“, riefen wir.

Und dann blitzten wieder ein paar kleinere auf, aber die strengten sich irgendwie nicht genug an, fanden wir.

„Habt ihr euch auch immer was gewünscht?“, fragte Pino. „Ich hab mir gewünscht, ne Sternschnuppe zu sehen“, sagte Oma.

Dann wurd’s langsam kalt unter dem großen, weiten, blinkenden Eifeler Sternenzelt, da machten wir uns dann langsam auf den Heimweg. Und redeten noch ein bisschen von Sternschnuppen und wie die aussehen. Wie ein fliegender Silberfisch! Wie eine Rakete! „Wie ein“, sagte Pino, „fliegender Furz!“

Genau. Und jetzt wartet, bis es dunkel ist. Und dann nach draußen mit euch. Ich glaub, Perseus will noch ein paar fliegen lassen. Viel Spaß.

Et jit net jerannt.

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