Kolumne Eifel-Einsichten Finsternis

Das war jetzt gerade mein Glanzlicht des Tages: der kurze, freundliche Schwatz mit Helmut Büsch, heute Morgen an der Tür hinterm Büro.

Kolumne Eifel-Einsichten
Foto: TV/Klaus Kimmling

Immerhin konnte ich ihm einen Volksfreund mitgeben, nachdem er und Erna keinen im Briefkasten hatten (und ich konnte etwas tun, das die Welt, auch wenn es die Welt nicht bemerkt, ein Tausendstelmillimeterchen schöner gemacht hat).

Weitere Glanzlichter erwarte ich nicht. Stattdessen rumpeln in mir, panzerschwer, all die finsteren Erinnerungen an frühere Krisen, Kriege, Grausamkeiten. Beispiele? Zu viele – Aids, Iran-Irakkrieg, Irakkrieg 1, 11. September, Irakkrieg 2, Afghanistan, IS, DSDS, Donald T., Amok, Flut, Corona. Und dann die finsteren Bilder von gestern und heute. Und die Gewissheit, dass noch viele folgen werden. Morgen, übermorgen und … herrje.

Ich hab so schöne Post bekommen dieser Tage. Aber die will ich hier und heute nicht verscherbeln. Vielleicht demnächst, ich bitte um Entschuldigung.

Wir haben das immer alles schön verdrängt, nicht wahr? Wir wussten, dass es möglich, dass es sogar wahrscheinlich war, oder? Aber wir haben gedacht: Der wird schon nicht. Der kann doch nicht. Der will doch gar nicht … Aber er hat. Weil er kann, weil er will.

Die geopolitische (um hier auch mal wichtigtuerisch herumzuraunen) Gesamtsituation führt bei mir, sowieso ja Angstpatient, zu gestrichen vollen Hosen jeden Tag. Da schreibst du besser im Stehen. Oder vielleicht gar nicht, was diese Kolumne gleich erheblich verbessern würde.

Ich würd gern wegschauen, aber das geht nicht. Ich würde mich gern am Schriftsteller PG Wodehouse aufrichten, der gut hundert Bücher geschrieben hat – alle zum Schreien komisch (okay, ich hab nur ein Dutzend gelesen, aber die sind alle so). Er glaube, so lautet ein bekanntes Zitat, dass es nur zwei Arten gebe, Romane zu schreiben: Das eine seien, wie er es mache, sozusagen „musikalische Komödien ohne Musik“, wobei man das wahre Leben komplett ignoriere. Die zweite Methode: „Tief hinunter ins Leben zu gehen und sich einen Dreck um irgendwas zu scheren.“

Pardon, diese Kolumne ist schon im Ansatz kaputt. Wird auch nicht besser. Nix Komödie. Und selbst bei Wodehouse finde ich (hab heute Morgen nachgeguckt) nur Zitate, die sich mit dem aktuellen wahren Leben und dem Protagonisten des Schreckens, von der eigenen Größe voll wie eine Haubitze, überblenden: „Zu sagen, sein Gewissen war rein, wäre inakkurat. Denn er hatte kein Gewissen. Aber er hatte etwas viel besseres, ein Alibi.“

Oder, gleiches Buch („The Girl in blue“): „Er wirkte wie jemand, der nach einem Leck in der Gasleitung suchte, mit einer brennenden Kerze.“

Hey, hier dann doch was Komisches: Seit gestern tun‘s zwei Heizkörper in der Redaktion nicht mehr. Würde ich ja, nach der Kolumne vorige Woche, fast verstehen: Die Bosse kühlen mich auf null runter, bis ich steif hier sitze und billig entsorgt werden kann. Oder steckt Schlimmeres dahinter? Ist das schon der Anfang? „Die müssen bestimmt mal entlüftet werden“, beruhigt mich Vermieter Martin. Da bin ich froh.

Wie egal einem jetzt alles ist, worüber man sich letztens noch aufgeregt hat. Die Lage ist so beängstigend, dass ich wieder richtig Lust auf einen Corona-Logbucheintrag habe, zur Erholung. C-Log 2, Eintrag 7: Mensch, nur noch 200.000 Infektionen am Tag. Fast nichts.

Heißa. Et jit net jerannt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort