Kolumne Eifel-Einsichten Hahn zu, aber eiskalt

Und wieder macht man alles falsch. Oder anders: Und wieder weiß man nicht, wie man’s richtig machen soll.

Sparen? Aber wie?
Foto: TV/Klaus Kimmling

Mein aktueller Gedankenknäuel kam so zustande, ungelogen, ich lüg ja nie: Freitagmorgen, drei Minuten nach acht, ich gleite auf die Stadt zu, rechts liegt der Schneifelrücken mit dem Schwarzen Mann, herrlich. Unser heimatlicher Spitzenhöhenzug versteckt sich unter einer Nebeldecke (oder sagt man bei Höhenzügen besser: verbergen?), schön ist das, wunderschön, aber dann gehen die Gedanken los, und zwar so: Aah, immer noch kein Regen, blöd, aber wenigstens ist es heute mal nicht so heiß, die Sonne bratzt nicht schon wieder alles in Grund und Boden. Und wenigstens: Nebel. Ein bisschen Feuchtigkeit. Ein bisschen Wasser. Ob’s hilft? Alles vertrocknet, Flüsse und Bäche versiegen, die Wiesen und Felder sehen furchtbar aus, die Tiere, die man draußen sieht, haben nix zu fressen und nix zu saufen, sie verdorren, die Armen, und wir, wir müssen Wasser sparen, wir müssen nicht nur Wasser sparen, wir müssen auch – Kaltdusch-Habeck – warmes Wasser sparen, weil … Energie, der ganze Horror, der böse Gasputin.

Das heißt also, dass das nicht mehr gilt, was ich mal irgendwo meine gehört zu haben, beziehungsweise, wie der Eifeler sagt, wat ming Frau meent jehuurt ze hann. Nämlich: Wenn du den Wasserhahn aufdrehst, musst du erst mal tüchtig rauslaufen lassen, nicht direkt den ersten Strahl schon benutzen, weil, Achtung: Bakterien. Viren. Fäkalien. Allerlei Erreger, die nur darauf lauern, loszuschlagen, und zwar in dir drin! Die sammeln sich nachts in der Leitung, die perfiden Minimonster, und geiern darauf, dass du sie mittrinkst. Prost Mahlzeit, dann kriegst du Magendarm, also Plooch, Legionellen und andere schlimme Sachen.

Aber, nächster Gedanke (das Hirnkastenkarussell dreht sich schneller), das geht ja jetzt nicht mehr mit dem Wasserlaufenlassen, ich muss doch sparen, wir müssen doch sparen, wir alle müssen doch sparen, also Hahn aufgedreht und sofort rein in die Kanne, Kaffee aufsetzen. Mit, jawohl, kaltem Wasser und allen Bakterien drin.

Nächster Gedanke: Mist, wieder falsch. Mit heißem Wasser nämlich brauchen wir weniger Energie, also weniger Gas, um es zum Kochen zu bringen. Mit kaltem aber dauert’s länger … Mistmistmist. Zum hunderttausendsten Mal der Gedanke: Hätten wir uns nur damals nicht die Gasheizung aufschwatzen lassen, verdammt! Dann hätten wir jetzt … äh … Öl? Auch Kacke.

Aber was machen die Erreger? Erregen die sich? So schlingt sich der Gedankenknoten immer mehr zusammen. Wie komm ich da raus? Ich gehe ins Internetz, um herauszufinden, ob das überhaupt stimmt mit den Bakterien.

Antwort: Jo, schon, ist aber kompliziert. Kommt auf die Leitung an, kommt auf die Rohre an, kommt auf die Wartung an und … ach, nä. Und dann lese ich auch noch, im Spiegel stand‘s, dass man aber auf jeden Fall „ab und zu mal heiß aufdrehen“ soll.

Da drehst du ab. Wer räumt mir jetzt die Birne auf? Marie Kondo? Himmel. Kaffee her, egal wie, die Arbeit ruft. Eiskalt.

Et jit net jerannt.

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