Ein guter Chef ist nicht immer beliebt

Ein guter Chef tut nicht das, was ankommt, sondern das, worauf es ankommt. Er muss zum Beispiel in der Lage sein, ein unrentables Werk zu schließen - so wie der Chirurg ein vergiftetes Bein amputiert, um den restlichen Körper zu retten.

 Martin Wehrle.Foto: Privat

Martin Wehrle.Foto: Privat

Dafür wird ihn kein Mitarbeiter loben, auch wenn es tatsächlich ums Überleben und nicht nur um die übliche Gewinnmaximierung geht. Alle charismatischen Führer haben eines gemeinsam: Sie sind erfolgreich, widmen sich mit Fleiß und ganzem Herzen ihrer Sache. Dieses Engagement legitimiert sie mehr als die Beliebtheit. Wenn Mitarbeiter über einen Chef sagen, er sei ein "netter Kerl", kann das schon der erste Takt für einen Tanz auf seiner Nase sein. Die beiden klassischen Führungsrollen, die Tüchtigkeits- und die Beliebtheitsrolle, fallen in den meisten Kulturkreisen an zwei unterschiedliche Personen: an Kanzler und Präsident, Häuptling und Medizinmann, Vater und Mutter. Der Kanzler erhöht die Steuern, der Präsident tröstet das Volk in seiner Weihnachtsansprache. Deshalb wäre der Präsident noch lange nicht der bessere Kanzler!

Unser Kolumnist Martin Wehrle (geboren 1970) gehört zu den erfolgreichsten Karriereberatern in Deutschland. Wehrles aktuelles Buch ist "Bin ich hier der Depp? Wie Sie dem Arbeitswahn nicht länger zur Verfügung stehen", Mosaik, 14,99 Euro.

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