Euro-Retter oder Plünderer?

Mit seiner Aktion „Ich muss noch kurz den Euro retten“, hat der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi die Finanzmärkte jubeln lassen. Der Dax schoss am Donnerstag gleich um 200 Punkte in die Höhe, nachdem der EZB-Präsident der Öffentlichkeit verkündet hatte: „Innerhalb unseres Mandats ist die EZB bereit, alles Erforderliche zu tun, um den Euro zu erhalten.“

Ein Wort, ein Signal für die Märkte, dass die Zentralbank wieder Anleihen der pleitebedrohten Südeuropäischen Länder aufkaufen will? Schon am Freitag ist der Schwung der Ankündigung verschwunden, an den Börsen wird der Ruf laut, dass nun den Worten auch Taten folgen müssen. Doch diese Form der Geldpolitik ruft auch die Kritiker auf den Plan. Denn der europäische Notenbank-Präsident verspricht ja nichts anderes als die Geldpresse anzuwerfen. Aus Frankreich, Belgien und natürlich aus Spanien und Italien gibt es für die Pläne kräftig Applaus. Gerade den beiden Krisenstaaten hat Draghi kurzzeitig Luft verschafft. Zehnjährige Anleihen für Spanien fielen von über 7,7 Prozent Zinsen, die das Land für Geld an Anleger zahlen muss, auf 6,8 Prozent, und italienische Papiere gaben von 6,7 auf 5,9 Prozent nach. Doch dadurch, dass die EZB solche Staatsanleihen aufkauft, hat die Notenbank schon Papiere für 200 Milliarden Euro angehäuft. Für den Normalbürger bedeutet dies, dass er für sein Geld kaum noch Zinsen bekommt. Die Kehrseite dieser Geldpolitik ist klar: Die Inflationsgefahr steigt, die Anleger werden zunehmend in Sachwerte wie Gold, Immobilien und anderes flüchten. Und damit sehen viele in Draghi nicht den Euro-Retter, sondern den, der die Spargroschen der kleinen Leute plündert.

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