Kolumne Außenansicht Fehler bei der Cannabis-Legalisierung

Die Bundesregierung hat die Weichen für den legalen Verkauf von Cannabis gestellt. Warum dieser Weg nicht zwangsläufig einen steigenden Cannabis-Konsum nach sich ziehen müsste und was vor einer Legalisierung noch getan werden sollte, beleuchtet unsere Kolumne.

Cannabispflanzen

Cannabispflanzen

Foto: AP/Charlie Riedel

Die Bundesregierung hat Eckpunkte für die Legalisierung des Cannabismarktes beschlossen. Die bisherige Prohibitionspolitik ist weitgehend gescheitert: Trotz des Einsatzes erheblicher Ressourcen bei Polizei und Justiz steigt und steigt der Konsum seit Jahren weitgehend unkontrolliert. Eine Neubewertung der bisherigen Politik war überfällig. Kritiker sind jedoch aus zwei Gründen skeptisch. Erstens wird befürchtet, dass der Cannabis-Konsum, insbesondere bei Jugendlichen, zunehmen könnte und damit auch die  Gesundheitsgefahren.

Die internationale Evidenz deutet allerdings eher in die entgegengesetzte Richtung. In US-Bundesstaaten, in denen der Cannabis-Konsum heute legal ist, scheint der Konsum zwar zuzunehmen, doch betrifft dies eher ältere Konsumenten. Insbesondere unter Jugendlichen scheint der Konsum hingegen weniger stark zu steigen als in Staaten, die an der Prohibition festhalten. Die Gründe dürften unterschiedlich sein. Zum einen mag Kiffen weniger cool erscheinen, wenn es legal ist. Zum anderen gibt es aber bei einer gut gemachten Legalisierung weniger illegale Dealer, die sich nicht um Jugendschutz kümmern. In lizenzierten Geschäften wird viel stärker auf Jugendschutz geachtet, da sonst der Lizenzentzug droht.

Zweitens wird befürchtet, dass illegale Dealer mehr harte Drogen vertreiben könnten. Auch dafür gibt es keine überzeugende Evidenz. Ganz im Gegenteil ist es besser, wenn die dann legalen Cannabis-Händler nicht parallel harte Drogen vertreiben, die heute oft margenstärker und damit interessanter für die Dealer sind. Die Prohibitionspolitik ist nie offiziell evaluiert worden. Auch das soll sich zum Glück ändern. Um das vernünftig leisten zu können, wäre es von essenzieller Bedeutung heute – also vor der Legalisierung – verlässliche Daten über den Konsum, gerade bei Jugendlichen, zu erheben. Wenn das nicht jetzt erfolgt, werden wir über die Auswirkungen der Legalisierung später nur spekulieren können. Den Fehler gilt es zu vermeiden.

Unser Autor ist Professor für Wettbewerbsökonomie an der Uni  Düsseldorf.

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