Bilder vom Ende der Welt

Trier · Wenn Max Rockatansky nach drei Jahrzehnten ins Kino zurückkehrt, ist das mehr als nur die Fortsetzung einer filmischen Erfolgsgeschichte. Die Figur des Mad Max hat sich tief in die Popkultur eingebrannt. Vor allem der eigentümliche visuelle Stil der Reihe hat seine Spuren hinterlassen.

Trier. Max Rockatansky ist wieder da. 30 Jahre nach seinem letzten Abenteuer kehrt der ehemalige Polizist auf die große Leinwand zurück. Im vierten Teil der "Mad Max"-Reihe übernimmt Tom Hardy (Foto rechts) die Rolle, die Mel Gibson einst zum Weltstar machte. Auf dem Regiestuhl sitzt erneut George Miller.
Als der ehemalige Unfallarzt 1979 mit geringem Budget seine Rachestory in einer nahen, vom Krieg versehrten Zukunft ansiedelte, revolutionierte er damit nicht nur das Actiongenre. Neben den atemberaubenden Stunts und Verfolgungsjagden haben sich besonders Kleidung und Ausstattung der Filme ins (pop-)kulturelle Gedächtnis eingeschrieben.

Es gibt Wrestler, die wie die Straßenkrieger aus den Filmen in den Ring stiegen, und Autoschrauber, die ihren fahrbaren Untersatz wie die wilden Kisten aus "Mad Max" aufmotzen. Millers Bilder vom Ende der Welt dienten auch andernorts als Inspirationsquelle.

Film: Der finanzielle Erfolg der Reihe rief prompt Nachahmer auf den Plan. Als "Mad Max 2 - Der Vollstrecker" (1981) den Titelhelden auch in den USA populär machte, sprossen unzählige schnell und billig produzierte Actionfilme aus dem Boden, die optisch und inhaltlich stark an Millers wüste Zukunftsvision erinnerten. Vom neuseeländischen "Der Kampfkoloß" (1982) über den italienischen "The Executor" (1983) bis zur US-amerikanisch-philippinischen Koproduktion "Equalizer 2000" (1987) war alles dabei. Viel nachhaltiger als der Einfluss auf die Trittbrettfahrer ist jedoch derjenige auf das Genre selbst.

Mit seiner schwarzen Leder-kluft, der abgesägten Schrotflinte und der Metallschiene am linken Bein ist Max Rockatansky zu einer Ikone des Endzeitfilms geworden, wie dies vielleicht noch Snake Plissken (Kurt Russell) aus John Carpenters "Die Klapperschlange" (1982) vergönnt war. Sind die düsteren Zukunftsentwürfe nach einer (atomaren) Katastrophe angesiedelt, die den Großteil der Menschheit vernichtet hat, erinnern die verwüsteten Städte, Landschaften und besonders die Kleidung der Überlebenden nicht selten an den zweiten und dritten Teil von "Mad Max".

Erst 2010 zog Denzel Washington in "The Book of Eli" durch eine Welt, die verdächtig nach "Mad Max - Jenseits der Donnerkuppel" (1985) aussah. Washingtons Äußeres soll nun wiederum Tom Hardys Outfit in "Mad Max: Fury Road" inspiriert haben. Hier schließt sich ein Kreis.

Musik: Der visuelle Stil diente auch Musikern als Inspirationsquelle. Hier sind in erster Linie Norma Moriceaus Entwürfe prägend, die in den Teilen zwei und drei für die Kostüme verantwortlich zeichnete. Moriceaus Kombination aus schwarzem Leder mit Accessoires der SM-Szene, Schulterpolstern aus dem American Football und Frisuren aus dem Punk auf Seiten der Bösewichte ist unverwechselbar. Die Guten kommen hingegen in sand- und erdfarbenen Stoffen wie zerlumpte Beduinen daher.

Beide Varianten konnten Musikfans schon auf der Bühne bewundern. Musiker wie Ke$ha, Nikki Sixx oder W.A.S.P. inszenierten ihre Shows in diesem Look. Die Band Duran Duran ließ in ihrem Musikvideo zu "Wild Boys" "Mad Max 2" wieder auferstehen, der Rapper Tupac Shakur in "California Love" die Welt aus "Mad Max 3". Und Anfang des Jahrtausends jagte Josh G. Abrahams alias Puretone in seinem Video zum Song "Addicted to Bass" zwei Schönheiten und zwei Polizisten in Autos mit aufgemotzten V8-Motoren über australische Straßen wie einst Max Rockatansky im ersten Teil der Reihe.

Mode: Die ausgefallene Mode der Filme schlug sich aber nicht nur auf den Konzertbühnen nieder. Fans, die beim Cosplay ihre Lieblingscharaktere in voller Montur nachstellen, brauchen sich ihre Kleider dafür längst nicht mehr selbst zu schneidern. Von der Mohikanerperücke bis zum abgewetzten Lederbolero, von den hölzernen Totenkopf-Ohrringen bis zum Minirock aus Lammfell ist in Online-Shops alles zu haben.

Die Preise sind nach oben offen. Das gilt auch für die Kollektionen der Modedesigner, die "Mad Max" für sich entdeckt haben. Der wohl bekannteste unter ihnen: John Galliano. Für Dior schickte Galliano seine Models mehrfach im Endzeitlook über den Laufsteg, zuletzt 2008.

Zudem hat es auch eine ganze Reihe ehemaliger Models in den vierten Teil der Filmreihe geschafft. Darunter ist die Oscarpreisträgerin Charlize Theron sicher die bekannteste.

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