"Birdman"

Der Schauspieler Riggan Thomson (Michael Keaton) hat einen Vogel. Sein Alter Ego Birdman, der Superheld, den er einst auf der Kinoleinwand verkörperte, spricht zu ihm.

Das kommt Riggan ziemlich ungelegen, denn er steht kurz vor einer Premiere. Er hat sein letztes Geld in ein Stück am Broadway gesteckt und auch gleich Hauptrolle und Regie übernommen. Alejandro González Iñárritus jüngstes Werk ist enorm vielschichtig. Nur an der Oberfläche handelt "Birdman" vom Theater. Emmanuel Lubezkis Kamera folgt dem geistig verwirrten Protagonisten von den Proben bis zur Premiere. Unentwegt vorangetrieben von Antonio Sanchez' improvisiertem Schlagzeug auf der Tonspur. Und das alles in einer einzigen Einstellung - zumindest scheinbar. In ausgeklügelten Fahrten zieht die Kamera im Theater ihre Kreise, wagt sich hinaus auf den Broadway und kehrt zurück. Die Schnitte sind geschickt kaschiert. Als Film über einen abgehalfterten Hollywoodstar, der sein Glück am Broadway sucht, reflektiert "Birdman" stets das Schauspiel selbst. Die schwarze Komödie zeigt Riggan als Relikt. Mit Twitter und Facebook kommt er nicht zurecht. Er hat Angst, vergessen zu werden. Als ein kompromittierendes Video von ihm im Internet landet, ist Riggan über Nacht wieder im Gespräch. "Birdman" ist also auch ein Film über die Medien, über deren Macht und Sensationsgier und über den Wunsch nach Anerkennung durch Klicks, Follower und Likes. Und nicht zuletzt geht es in "Birdman" um Michael Keaton. Auch ihn machte ein Superheld zum Superstar. 1989 und 1992 gab er Batman. Danach wurde es still um ihn. Dass er mehr als nur maskierte Rächer im Cape spielen kann, beweist Keaton in Iñárritus Film eindrücklich. In einem ersten Entwurf hatte Batman übrigens Flügel. Comiczeichner Bob Kane nannte ihn seinerzeit noch Bird-Man. Ein Zufall? Oder eine weitere Reflexion? Vielleicht hat es den Filmemachern ja ein Vögelchen gezwitschert.

Falk Straub

Der Film läuft ab heute im Broadway Filmtheater in Trier.

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