Der König der Killer: John Wick Kapitel 2

Ein Killer, der nicht aufhören kann, seiner Mission nachzugehen und tötet, so viele er kann – reizt das den Zuschauer? Unser Redakteur Jörg Pistorius findet, der Film sei „ein Kunstwerk der Zerstörung, mit dem man durchaus mal 90 Minuten verbringen kann“.

 Jörg Pistorius

Jörg Pistorius

Foto: Klaus Kimmling

b ist sie auch voller hochkompetenter Auftragskiller. Man findet sie überall in allen Gesellschaftsschichten, selbst die Obdachlosen haben einen eigenen Killerring. Die Realität, die Chad Stahelskis Actionfilm "John Wick Kapitel 2" abbildet, ist simpel und auch nicht unbedingt neu - den von einem strikten Code geleiteten unaufhaltsamen Killer hat Jean Reno in "Leon der Profi" schon wesentlich besser gegeben.

Wer tiefgründige Charakterstudien, Blicke in die Abgründe der Seele und Moraldebatten über das Töten für Geld erwartet, ist bei "John Wick" an der falschen Adresse. Doch das macht den Film keineswegs zu einem Blindgänger. Im Gegenteil: Regisseur Stahelski hetzt seinen Hauptdarsteller Keanu Reeves durch ein atemloses Baller-Ballett, dessen Inszenierung eine Hommage an den Hongkong-Kultregisseur John Woo ist. Der hat in den 80ern und 90ern Granaten wie "Hard Boiled" erschaffen und zeigte darin Chow Yun Fat alias Inspektor "Tequila" Yuen, wie er Menschen erschießt. Hunderte. Im Gehen, Rennen, Fallen, Rutschen, Fliegen.

Keanu Reeves gibt sich als John Wick alle Mühe, ebenso hohe Killzahlen wie damals Tequila zu erreichen. Natürlich sind alle seine Opfer selbst Killer. Der Film will, wie gesagt, keine Moraldebatten auslösen. Stattdessen zeigt er ein Kunstwerk der Zerstörung, mit dem man durchaus mal 90 Minuten verbringen kann. Die zentrale Frage des Films stellt ein russischer Gangsterboss übrigens schon in den ersten zwei Minuten: "Kann einer wie Sie überhaupt aufhören?" Nein, ein John Wick kann nicht aufhören.

Und so tut Keanu Reeves auch alles dafür, aus dem Ruhestand wieder herausgeballert und zurück in die Welt der Killer gezogen zu werden. Denn dort und nur dort will er sein. Die seltenen Momente der Ruhe in John Wicks Kampf gegen den Rest der Killerwelt spielen in den Räumen des Continental-Hotels. Dort gebietet der Kodex ewige Waffenruhe, stattdessen sitzen die Killer an der Bar und trinken einen, bevor sie sich schusssichere Anzüge schneidern lassen und den Waffen-Sommelier aufsuchen. Ein netter Kniff des Regisseurs, der eine angenehme ironische Distanz herstellt. Klasse besetzt ist die Nebenrolle des Hotelchefs: Ian McShane in diabolischer Bestform.

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Der Film ist freigegeben ab 18 Jahren. Er läuft im Cinemaxx-Kino in Trier sowie in Bitburg, Prüm, Bernkastel-Kues und Daun.

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