Kinostart Musiker-Romanze mit viel Kitsch

Romantische Musikfilme werden oft zu Kassenschlagern oder Kritiker-Lieblingen. Man denke an „La La Land“, „A Star is Born“, „Once“ oder „Can a Song Save Your Life?“ Vielleicht war auch das der Beweggrund für das Regieduo Andrew Erwin und Jon Erwin, „I Still Believe“ zu drehen – ein Musiker-Drama, das auf dem Leben des US-amerikanischen Sängers Jeremy Camp basiert und jetzt in die deutschen Kinos kommt.

 Britt Robertson als Melissa und KJ Apa als Jeremy in einer Szene des Films „I Still Believe“.

Britt Robertson als Melissa und KJ Apa als Jeremy in einer Szene des Films „I Still Believe“.

Foto: dpa/Jason LaVeris

Vielleicht war das auch der Anlass für die Hauptdarsteller K.J. Apa und Britt Robertson mitzuspielen? Man würde gerne in der Zeit zurückreisen und ihnen davon abraten. Denn „I Still Believe“ ist ein ziemlich kitschiges, christliches Drama, an dem das Talent der beiden eher verschwendet ist.

Die Zuschauer kennen Apa und Robertson aus zwei ganz unterschiedlichen Netflix-Produktionen, in denen sie auf jeweils sehr gewinnende Weise ihre Rollen verkörpern: Apa spielt in der so spannend wie absurden Highschool-Serie „Riverdale“ den gutherzigen Archie, Robertson in „Girlboss“ eine anarchische Modedesignerin.

In „I Still Believe“ verkörpert Apa nun den aufstrebenden, christlichen Sänger Jeremy Camp. Im wahren Leben ist dieser 42 Jahre alt und hat bereits elf Studioalben veröffentlicht, Apa spielt ihn als jungen Studenten. Robertson ist seine Freundin Melissa, die in jungen Jahren an Krebs erkrankt. Ihr Glauben gibt den beiden Kraft, dieses schwere Schicksal zu schultern.

Die beiden spielen das toll, vor allem Robertson. Sie schafft es, jeder noch so absurden Binsenweisheit in diesem Film etwas Wahrheit abzuringen. Das ist aber leider schon alles Positive, was sich über „I Still Believe“ sagen lässt.

Der Film setzt ein, als Jeremy sein elterliches Haus (die Mutter wird gespielt von Shania Twain) im US-Bundesstaat Indiana verlässt, um aufs christliche College zu gehen. Bald lernt er Melissa kennen, und bei einer ihrer ersten Begegnungen sagt er zu ihr: „Was, wenn das hier Schicksal ist? Was, wenn wir uns treffen sollten? (...) Und Gott will, dass wir darauf zulaufen, nicht weg?“

Als Melissa einige Zeit später mit Krebs im Krankenhausbett liegt, überlegt sie: „Ich muss immer daran denken, dass Gott vielleicht etwas Größeres für mich bestimmt hat.“ Eigentlich geht es in fast jeder Minute ums Beten, Gott oder Jesus. Leider helfen auch die recht belanglos dahinplätschernden Songwriter-Balladen nicht, den Film sehenswert zu machen.
Interessant ist „I Still Believe“ vielleicht aus einem anderen Grund. Der Film erinnert daran, dass christliche Rock- und Popmusik seinen Machern nicht nur Seelenheil, sondern auch Geld bringen kann. Christliche Musik füllt, das zeigt das Beispiel Jeremy Camp, ganze Stadien und ist eine eigene, faszinierende Industrie. So wirft der Film einen Blick auf eine Welt, mit der viele von uns im Alltag wohl eher selten konfrontiert werden. Lisa Forster, dpa

Der Film läuft im Cinemaxx-Kino in Trier sowie in Daun und Wittlich.

(dpa)
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