Film ab - Die Kinokolumne: "Kiss the Cook"

Für Carl Casper (Jon Favreau) ist der Beruf Berufung. Auf seinen tätowierten Fingerknochen ist "el jefe" zu lesen. So nennen die spanischsprachigen Küchenangestellten ihren bulligen Chefkoch. Der hat nicht nur einen Stern, sondern arbeitet nach Feierabend wie besessen an neuen Kreationen.

 Carl (Jon Favreau) mit seinem Sohn Percy (Emjay Anthony). Foto: M. Morton/StudioCanal Deutschland

Carl (Jon Favreau) mit seinem Sohn Percy (Emjay Anthony). Foto: M. Morton/StudioCanal Deutschland

Bei seinem Chef Riva (Dustin Hoffman) stößt Casper damit auf taube Ohren. Der Inhaber eines seit Jahren ausgebuchten Restaurants in Los Angeles verlangt von Casper die altbewährte Speisekarte. Die wiederum schmeckt dem Kritiker Ramsey (Oliver Platt) überhaupt nicht. Nach einem deftigen Verriss zettelt Casper einen Twitter-Krieg mit Ramsey an, der den Koch schließlich den Job kostet.

Also besinnt sich Casper auf alte Tugenden. In Miami kauft er einen ausgemusterten Imbisswagen und tritt mit einem neuen kulinarischen Konzept die Rückreise nach Los Angeles an. Gemeinsam mit seinem ehemaligen Sous-Chef Martin (John Leguizamo) und seinem elfjährigen Sohn Percy (Emjay Anthony) begibt er sich auf einen Roadtrip durch die Küche des amerikanischen Südens. Caspers kubanische Grill-Sandwiches werden schnell zum Renner. Mit Percy sitzt der Werbestratege für die sozialen Netzwerke gleich mit im Imbisswagen.

Nach seinen Anfängen im amerikanischen Independent-Kino machte Jon Favreau zuletzt als Regisseur und Produzent von Großproduktionen ("Iron Man", "Cowboys & Aliens") auf sich aufmerksam. In "Kiss the Cook" kehrt er als Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller gemeinsam mit seinem Charakter Carl Casper zu seinen Wurzeln zurück. Die (wieder-) gewonnene Freiheit ist dem Film anzumerken. "Kiss the Cook" ist eine leichthändig inszenierte Komödie, die sich wenig um starre Erzählkonventionen schert. Anstatt die Geschichte zügig voranzutreiben, nimmt sich "Kiss the Cook" viel Zeit, seine warmherzigen Charaktere zu entwickeln, lässt sich auch später, während des Roadtrips, immer wieder treiben.

Die sozialen Medien, die für Casper im positiven wie im negativen Sinn zum Bumerang werden, setzt Favreau leinwandfüllend in Szene. Jeder Post ist neben seinem Verfasser zu lesen. Das löst so manchen Lacher aus. Denn wirklich firm im Umgang mit Twitter & Co. ist Casper nicht. Auch der eine oder andere platte Gag ist darunter. Doch der ist schnell verziehen. Denn Jon Favreau hat vor allem eines im Sinn: gutes Essen, die Familie und die Freundschaft feiern. "Kiss the Cook" lässt einen zwar mit knurrendem Magen, dafür aber zufrieden zurück. Falk Straub

Der Film startet am Donnerstag im Broadway Filmtheater in Trier.

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