Finstere Politkrimis aus Frankreich

Noch sind sie eher ein Geheimtipp auf dem deutschen Buchmarkt, die Romane der Französin Marie Noëlle Thibault, die unter dem Pseudonym Dominique Manotti gut recherchierte sozialkritische Wirtschaftskrimis schreibt.

1995 erschien in Frankreich das Debüt "Sombre Sentier" ("Hartes Pflaster") der damals 50-jährigen promovierten Historikerin. Erst zehn Jahre später wurde es ins Deutsche übersetzt, sieben weitere Bücher folgten. Nun wurde der Krimi "Zügellos" veröffentlicht, der in Frankreich bereits 1997 erschienen war. Er spielt im Paris des Sommers 1989. Der Eiserne Vorhang ist kurz davor aufzureißen. Neue Märkte sind in Sicht, das große Geld lockt; Gier, Skrupellosigkeit und Korruption beherrschen die Tagesordnung.

In knappen, elliptischen Sätzen umreißt Manotti die Milieus: Eine Party mit schönen Mädchen, Bowle (wir sind in den 80ern) und Kokain. Rennställe, in denen ein Unbekannter Pferde abschlachtet. Das Büro von Agathe Renouard, Leiterin der PR-Abteilung des Versicherungskonzerns PAMA, die zu den Siegern der kapitalistischen Zukunft gehören will. Höchste Konzentration ist gefragt, um den Erfolgen von Comissaire Daquin, der bereits in "Hartes Pflaster" ermittelt, folgen zu können. Nach und nach entwirrt der Chef mit seinem Inspektorenteam des Pariser Drogendezernats die gewieft eingefädelten Seilschaften zwischen Politik und Wirtschaft.

Manotti, einst Professorin für Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit und durch den Algerienkrieg politisiert, verschwendet wie auch in ihren anderen Romanen keine Zeit auf Analysen und erklärende Passagen. Ihr Erzählstil ist schnörkellos realistisch. Die souveränen und nüchtern-sachlichen Schilderungen von sozialen, gesellschaftlichen und zwischenmenschlichen Grausamkeiten lassen Schauer über den Rücken laufen.

Dominique Manotti: "Zügellos", Argument Verlag, Hamburg 201, 286 Seiten, 18 Euro

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