Kommentar Flexible Arbeitszeiten Ja, Ausbeutung Nein

Wer schon mal in der Gastronomie gearbeitet hat, und sei es nur als Aushilfe, der weiß: Kellnern ist ein Knochenjob. Viel Laufen, schleppen, immer freundlich sein, oft kaum Zeit, eine Pause zu machen. Und das zumeist zu bescheidenen Verdienstmöglichkeiten. Hut ab vor allen, die in Kneipen, Restaurants und Hotels arbeiten. Zumal wohl die allermeisten von ihnen in ihrem Job nicht auf die Uhr schauen und auch schon mal – vielleicht auch unerlaubterweise – die eine oder andere Überstunde kloppen, wenn der Laden oder der Biergarten noch voll ist, die Hochzeitsgäste bis in die Nacht feiern oder an der Hotelbar noch fröhlich der Tag ausklingen gelassen wird.

Kommentar: Flexible Arbeitszeiten Ja, Ausbeutung Nein
Foto: TV/klaus kimmling

Wer schon mal in der Gastronomie gearbeitet hat, und sei es nur als Aushilfe, der weiß: Kellnern ist ein Knochenjob. Viel Laufen, schleppen, immer freundlich sein, oft kaum Zeit, eine Pause zu machen. Und das zumeist zu bescheidenen Verdienstmöglichkeiten. Hut ab vor allen, die in Kneipen, Restaurants und Hotels arbeiten. Zumal wohl die allermeisten von ihnen in ihrem Job nicht auf die Uhr schauen und auch schon mal – vielleicht auch unerlaubterweise – die eine oder andere Überstunde kloppen, wenn der Laden oder der Biergarten noch voll ist, die Hochzeitsgäste bis in die Nacht feiern oder an der Hotelbar noch fröhlich der Tag ausklingen gelassen wird.

Doch die Gastwirte und Hoteliers sollten das Entgegenkommen der meisten ihrer Mitarbeiter nicht ausnutzen, indem sie die Arbeitszeiten in der Saison auf zwölf Stunden am Tag ausweiten. Das Gastgewerbe ist nicht mit der Landwirtschaft zu vergleichen, wie es die FDP in ihrer Forderung nach der Einstufung von Hotels und Gaststätten als Saisonbranche tut. Während sich die Ernte- und Lesezeit bei Bauern und Winzern in der Regel auf ein paar Wochen beschränkt, wo der Arbeitstag deutlich mehr als acht Stunden hat, wäre das in der Gastronomie ein halbes Jahr. Abgesehen davon, dass es sicherlich nicht der Gesundheit der Beschäftigten dient, sechs Monate lang 72 Stunden die Woche zu schuften und dass darunter das Familienleben leidet, könnte ein solcher Vorstoß kontraproduktiv sein. Unter solchen Bedingungen dürfte es noch schwerer sein, geeignetes Personal zu finden. Und das vorhandene dürfte die Arbeitsbelastung auch nur eine Zeit lang ertragen. Die Aussicht auf eine bezahlte Auszeit durch den Abbau von Überstunden im Winter dürfte den übermäßigen Stress im Sommer nicht wettmachen.

Keine Frage: Die Gastronomie, nicht nur in Rheinland-Pfalz, muss kämpfen. Vor allem Kneipen spüren seit Jahren einen deutlichen Umsatzrückgang. Und die Hotels an der Mosel, der Saar, in der Eifel und im Hunsrück müssen sich auch immer mehr einfallen lassen, um Urlauber anzulocken. Dazu gehören auch motivierte Mitarbeiter. Die wird es nicht geben, wenn Wirte und Hoteliers sie bis zum Umfallen arbeiten lassen. Eine flexiblere Arbeitszeit ist machbar, ohne tägliche 12-Stunden-Schichten.

b.wientjes@volksfreund.de

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