Geht Alter immer vor Schönheit?

Hierarchien gilt es nicht nur bei offiziellen Veranstaltungen zu berücksichtigen, sondern bei allen Begegnungen mit anderen Menschen. Für die in unserer Gesellschaft und in unserer Kultur geltenden Rangfolgen gibt es also feste Regeln, die im Allgemeinen unserer Kulturtradition entsprechen. Dabei handelt es sich in erster Linie um Höflichkeits-Rangfolgen.

 Salka Schwarz.

Salka Schwarz.

Foto: privat

Sie beruhen auf folgenden traditionellen Grundsätzen:

Ein jüngerer Mensch soll einem älteren Menschen etwas Gutes tun.

Ein Mann soll einer Frau etwas Gutes tun. Daraus folgen Rangfolgen, die heute nur noch auf privatem und gesellschaftlichem Parkett gelten, dort aber von allergrößter Bedeutung sind. Sie setzen in privaten und gesellschaftlichen Situationen die beruflichen Hierarchien außer Kraft, wenn das angemessen ist.

Deutlich Ältere sind ranghöher als deutlich Jüngere, Frauen sind ranghöher als Männer; ausländische Gäste sind ranghöher als ein Inländer gleichen Rangs; Fremde sind ranghöher als Verwandte; eine Gruppe ist ranghöher als ein Einzelner.

Im Geschäftsleben werden die hierarchischen Rangfolgen von anderen Prioritäten bestimmt; hier zählt allein und ausschließlich die Autorität im Unternehmen. Höflichkeitsrangfolgen gelten nur bei gleicher Autorität im Unternehmen. Die Person, die in der Hierarchie des Unternehmens höher steht, ist ranghöher; Alter, Geschlecht und Nationalität sind nur bei gleichem Rang von Bedeutung. Eine Sonderrolle hat der Gastgeber inne - im Geschäfts- und Privatleben. Gastgeber haben Heimrecht, was aber nichts über ihren Rang, sondern vielmehr etwas über ihre Rechte und Pflichten als Gastgeber aussagt. Immer wenn es um solche Fragen geht wie: Wer wird wem in welcher Reihenfolge vorgestellt? Wer gibt wem zuerst die Hand? Wer überreicht zuerst die Visitenkarte? Wer bittet um die Du-Anrede? Wer sitzt wo? Wer wird von jemandem auf dessen rechter Seite begleitet? Wer hat Vortritt? - dann sind Rangfolgen aus Respekt zu beachten. Das gilt im Privaten wie im Geschäftlichen.

Aus Salka Schwarz: "Renaissance der Höflichkeit. Fragen zur Etikette im 21. Jahrhundert".

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