Die Frage nach dem Warum

Die Nachrichten und die Bilder aus Winnenden erschrecken. Nicht nur der Polizeipräsident ringt im Fernsehinterview um seine Fassung. Warum nur? In dieser Frage münden alles Erschrecken und auch alle Ratlosigkeit.

Und selbst wenn es der Polizei gelingt, die Motive des Täters wenigstens ansatzweise aus den Überbleibseln seines Lebens herauszufiltern. Letztlich bleibt ein solches Handeln unerklärbar. Das macht die Frage nach dem "Warum?" umso bedrängender.

Warum lässt Gott so etwas zu? Auf diese Frage gibt es keine Antwort, meine ich. Zumindest keine, die nicht zynisch das Leid des Einzelnen missachtet. Wichtig geworden ist mir persönlich eine Beobachtung beim Lesen in der Bibel. Und diese Wahrnehmung hilft mir, die Frage nach dem "Warum" in ihrer Bedrängnis auszuhalten. Deshalb teile ich diese Beobachtung gerne mit Ihnen, liebe Leser/innen: Als Jesus gekreuzigt wird, ohnmächtig leidend einem qualvollen Tod ausgeliefert ist, da schreit Jesus sein Leid, seine Schmerzen, seine Bedrängnis und Not Gott entgegen: "Warum, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"

Merken Sie: Es ist dieselbe Warum-Frage, die uns umtreibt. Jesus fühlt dasselbe. Und er klagt und schreit dasselbe. Allerdings: In diesem Gefühl der totalen Gottverlassenheit wendet sich Jesus ausgerechnet an Gott. Schreit zu dem, von dem er sich verlassen fühlt. Und genau das tut ihm gut. Genau das schenkt ihm Frieden, um die Dinge hinzunehmen, die nicht zu ändern sind. Ich weiß, das ist keine Antwort auf die Frage nach dem Warum. Aber vielleicht - auch für Sie - ein Ansatzpunkt, um diese Frage zu auszuhalten. Genau das wünsche ich Ihnen.

Pfarrer Guido Hepke

Evang. Kirchengemeinde Trier

hepke.trier@ekkt.de

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