Glaube im Alltag Die Gabel behalten

Bei einer Fortbildung zum Thema Sterbe- und Trauerbegleitung erzählte mir eine Kollegin folgende Begebenheit: Eine ältere Frau, die sie im Hospiz kennenlernen und begleiten durfte, hatte ganz genaue Vorstellung von ihrer Beerdigung.  Welche Lieder gesungen werden sollten, welche Texte verlesen werden sollten und welche Kleider sie anhaben wollte.

 Hilde Telkes, Gemeindereferentin Pfarreiengemeinschaft Neuerburg

Hilde Telkes, Gemeindereferentin Pfarreiengemeinschaft Neuerburg

Foto: TV/LAUSEN Programmierungen

„Und da gibt es noch eine sehr wichtige Sache“, sagte die Frau meiner Kollegin und erklärte: „Ich will mit einer Gabel in der Hand begraben werden!“

Die Kollegin konnte ihre Verwunderung nicht verbergen. „Eine Gabel?“ Darf ich fragen warum?“, wollte sie vorsichtig wissen. „Das kann ich erklären“, antwortete die Frau mit einem Lächeln: „Ich war in meinem Leben zu vielen verschiedenen Abendessen eingeladen. Und ich habe immer die Gänge am liebsten gemocht, wo diejenigen, die abgedeckt haben, gesagt haben: Die Gabel kannst du behalten. Da wusste ich, dass noch etwas Besseres kommen würde. Nicht nur Eis oder Pudding, sondern etwas Richtiges, ein Auflauf oder etwas Ähnliches. Ich will, dass die Leute auf mich schauen, wenn ich da im Sarg liege mit einer Gabel in der Hand. Da werden sie sich fragen: Was hat es denn mit der Gabel auf sich? Und dann können Sie ihnen erklären, was ich gesagt habe. Und dann grüßen Sie sie und sagen ihnen, dass sie auch die Gabel behalten sollen. Es kommt noch etwas Besseres.“

Wenn ich seitdem irgendwo mal schick essen gehe und eine kleine Gabel beim Teller liegen sehe, dann muss ich an diese Geschichte denken. Und mir wird etwas noch viel Grundsätzlicheres klar: mit der Hauptspeise ist das hier noch nicht fertig. Es gibt noch ein „danach“  und das ist besser als alles andere davor.

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