Ein Platz für den Glauben

Trier · In einer Welt, die sich immer schneller verändert, in der Stress und Hektik zum Alltag gehören, geht eines oftmals verloren - der Glaube. In der evangelischen Stadtmission Trier wird er in den Alltag integriert. Biblische Texte werden gelesen und praktisch ins Leben aufgenommen.

 Der Altar war früher Teil eines römischen Forums. Pastor Michael Kittler hält hinter dem Stein jeden Sonntag einen Gottesdienst. TV-Foto: Anna-Sophie Schindler

Der Altar war früher Teil eines römischen Forums. Pastor Michael Kittler hält hinter dem Stein jeden Sonntag einen Gottesdienst. TV-Foto: Anna-Sophie Schindler

Trier. Wenn man das leuchtend orangefarbene Gebäude der Trie rer Stadtmission betritt, wird man von einer bunten Collage begrüßt. Mit Kreuzen, einer Friedenstaube und Sonnen drücken die Gemeindemitglieder ihren Glauben aus. Begriffe wie Vertrauen, Liebe und Freiheit stehen auf dem Wandplakat. Genauso individuell und bunt, wie die Collage ist, ist auch die Stadtmissionsgemeinde selbst.
Stadtmission setzt sich aus den beiden Begriffen Stadt und Mission zusammen. Es ist keine Landeskirche, sondern eine evangelische Freikirche. Pastor Michael Kittler erklärt das Ziel seiner Kirchengemeinde: "Wir arbeiten nicht aufgabenorientiert. Es geht uns nicht darum, einen Programmpunkt zu haben und dafür Leute zu besetzen, sondern eher anders herum." Kittler möchte die Gaben der Menschen in die Arbeit der Stadtmission einbringen. "Wir wollen hier etwas mit Hand und Fuß schaffen."
Dies gelingt mit verschiedenen Projekten. Ein großer Punkt ist die Kinder- und Jugendarbeit. Jeden Sonntag gibt es einen Gottesdienst speziell für die kleinen Gemeindemitglieder. Kinder lernen während des Gottesdienstes für die Erwachsenen biblische Geschichten kennen, malen und basteln. Betreut werden die Kinder in zwei Gruppen (drei bis sechs und sechs bis elf Jahre) von Mitgliedern aus der Gemeinde. "Jeder aus unserer Gemeinde übernimmt eine Aufgabe."
100 eingetragene Mitglieder zählt die evangelische Stadtmission, die ihren Sitz in der Trierer Kaiserstraße hat. Der Altar der Kirche besteht aus einem Stein. "Er wurde bei den Bauarbeiten in den 60er Jahren hier ausgegraben und ist ein Überbleibsel des ehemaligen römischen Forums." Pastor Kittler ist es besonders wichtig, dass sich seine Kirche im Zentrum der Stadt befindet. "So ist sie für jeden zugänglich. Man muss nicht erst einen langen Weg zurücklegen."
Die Stadtmission ist keine Landeskirche. Deswegen gibt es keine Konfirmation im eigentlichen Sinne. Es gibt jedoch einen bi blischen Unterricht für Jugendliche im Alter von zwölf bis 14 Jahren. Jeden Freitag trifft sich die Gruppe und lernt etwas über die Bibel. "Am Ende findet eine feierliche Entlassung aus dem Unterricht statt." Die Jugendlichen werden gesegnet und erhalten eine Urkunde. Besonders wichtig sind der Stadtmission die Studenten. Jeden Dienstag um 19.30 Uhr treffen sich die Vertreter der christlichen Hochschulgruppe (CHG) in den Räumen der Stadtmission. Im wöchentlichen Wechsel gibt es einen Themenabend oder ein offenes Treffen.
Auch für Kirchendistanzierte gibt es in der Stadtmission einen Platz. "Viele Menschen können mit der Kirche nichts anfangen. Trotzdem halten sie an der christlichen Botschaft fest." Deswegen gestaltet Pastor Kittler sechs Mal im Jahr einen sogenannten "Go Special Gottesdienst" (siehe Extra).
Neben dem sonntäglichen Gottesdienst hat die Stadtmission weitere Angebote im Programm. "Wir wollen nicht nur sonntags etwas über Gott und Jesus erfahren, sondern auch an den anderen Wochentagen." Deswegen gibt es die Hauskreise. Hier treffen sich sechs bis 15 Leute in Trier sowie den Stadtteilen Ehrang und Konz. "Es geht nicht um Theorie, sondern um die Frage, was es in der Praxis heißt, Christ zu sein." Biblische Texte werden gelesen und besprochen. Sie sollen auf das tägliche Leben angewendet werden. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es die Stadtmission, die sich aus der Bekennenden Kirche und der Chrischonagruppe gebildet hat. ass
Kirchendistanzierte können ihren Glauben in den alternativen Gottesdiensten, den sogenannten "Go Spe cials", ausleben. Es gibt keine Predigt. Wer will, kann über die Praxis seines Glaubens im Leben berichten. Das nächste Go Special findet am Sonntag, 28. August, um 18 Uhr in der Berufsbildenden Schule Trier statt. Die Band Won Way aus Cochem spielt dabei neuere geistliche Lieder mit Schlagzeug und E-Bass. ass Wie Studenten zum Thema Glauben und Jesus stehen:Diana Steinmetz, 21, Trier-Süd: Ich nehme hier etwas vom Glauben mit. Ich beschäftige mich bewusst mit Gott. Es motiviert mich für meinen Alltag. Besonders schätze ich, dass man hier zur Ruhe kommen kann. Wenn ich mal eine Woche nicht hier war, merke ich richtig, wie mir etwas fehlt. Sarah Rutz, 23, Trier-Süd: Ich glaube an Jesus. Gemeinschaft mit anderen Gläubigen ist mir wichtig. Es ist etwas anders, als mit normalen Freunden Zeit zu verbringen. Hier spürt man einfach den Frieden und die Liebe zu Gott. David Wendlingen, 25, Trier-Nord: Der Glaube gibt mir Kraft. Lange habe ich eine Leere in mir gespürt. In meinem Leben lief es gut, und ich hätte glücklich sein müssen, aber ich war es nicht. Bei Gott habe ich gefunden, was ich brauche. Jens-Christopher Vollheim, 25, Kürenz: Ich möchte als Christ meinen Glauben in der Gemeinschaft ausüben. Einen guten Christen macht es aus, Gott zu loben und ihm zu dienen. In der CHG erzählen wir Geschichten über Jesus. ass

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