Glaube Im Alltag Einfach ticken

Der Uhrmacher war gerade dabei, das Pendel einer Uhr zu befestigen, als dieses zu seinem Erstaunen zu sprechen begann. „Bitte, Sir, lassen Sie mich in Ruhe“, bat das Pendel. „Sie täten mir einen großen Gefallen.

 Petra Jung Glaube im Alltag

Petra Jung Glaube im Alltag

Foto: TV/privat

Bedenken Sie, wie oft ich Tag und Nacht werde ticken müssen. So oft in jeder Minute, 60 Minuten in der Stunde, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Und das Jahr um Jahr … Millionen Mal ticken. Das schaffe ich nicht.“

Aber der Uhrmacher erwiderte weise: „Denke nicht an die Zukunft. Ticke einfach eins ums andere Mal, und du wirst jedes Tick-Tack für den Rest deines Lebens genießen.“ Und genau das beschloss das Pendel zu tun. Und so tickt es fröhlich weiter und weiter.

Ich fühle mich ertappt bei dieser kleinen Geschichte von Anthony de Mello. Noch klingen die schönen Tage des Jahreswechsels nach und der Kalender weist noch viele leere Seiten auf. Es könnte sich ein wohliges Gefühl von Freiheit und Neuanfang ausbreiten, wenn nicht das noch junge Jahr recht alltäglich und gewöhnlich auf mich zustürzen würde.

Das, was vor Weihnachten liegen geblieben ist, was zwischen den Jahren nicht erledigt werden konnte, Verdrängtes und Aufgeschobenes melden sich zurück. Das neue Jahr scheint genau so weiter zu machen wie das alte aufgehört hat.

Wie befreiend wirken angesichts dieser Trostlosigkeit die menschenfreundlichen Worte Franz von Sales, der vor fast 400 Jahren in einem Brief zum neuen Jahr schrieb: Meine Vergangenheit kümmert mich nicht mehr, sie gehört dem göttlichen Erbarmen.

Meine Zukunft kümmert noch nicht, sie gehört der göttlichen Vorsehung. Was mich kümmert, ist das Hier und Heute, das gehört der Gnade Gottes und der Hingabe meines guten Willens.

Ticken wir also weiter.

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