Glaube im Alltag Testament gemacht?

Haben Sie eigentlich schon ein Testament gemacht? Ich gestehe, ich noch nicht. Obwohl ich oft mit Sterbenden und Angehörigen zu tun habe und weiß, der Tod kennt kein Alter.

 Frank Meckelburg, evangelischer Pfarrer, Daun

Frank Meckelburg, evangelischer Pfarrer, Daun

Foto: tv/Frank Meckelburg

Warum erzähle ich so was? Am 22. November ist Ewigkeits- oder Totensonntag. In den evangelischen Kirchen denken wir an die Verstorbenen des zu Ende gehenden Kirchenjahres. Nach Allerheiligen, Volkstrauertag und Buß- und Bettag Abschluss der eher traurigen Gedenktage in diesem Monat.

Im 90. Psalm steht: „Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz“ (Vers 12). Bei mir hilft das wohl nichts. Alle Jahre wieder die Gedenktage als stete Mahnung, aber ich kümmere mich trotzdem nicht um die Regelung meines Nachlasses. Vielleicht in der Hoffnung, dass ich doch eines Tages – wie Abraham – alt und lebenssatt sterbe. Dann habe ich ja noch etwas Zeit.

Ein kleiner Trost ist natürlich, dass es vielen Menschen ähnlich geht: Wir zählen unsere Tage nicht. Vielleicht verplanen wir. Auf jeden Fall leben wir oft so, als ob uns eine unbegrenzte Menge Tage zur Verfügung stünde.

Eigentlich schade, denn zählte ich meine Tage, dann würde ich sie vielleicht etwas bewusster gestalten. Ihnen mehr Sinn und Inhalt geben. Dann wäre mir vielleicht deutlicher, wie kostbar und wertvoll die einzelnen Stunden und Jahre sind.

Und ich glaube, ich wäre auch dankbarer für das, was ich habe, weil ich erkennen könnte: Auf Leben und Glück gibt es keinen Anspruch, das ist ein Geschenk. Und dankbar leben – das heißt für mich auch, mich freuen an dem, was ich genießen darf in meiner Lebenszeit.

In diesem Sinne, genießen Sie jeden Tag, gerade auch in diesen Zeiten.

Bleiben Sie gesund!

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