Das Gefühl, nicht gehört, nicht beachtet und oft bewusst übersehen zu werden, ist frustrierend, hat mich aber gepackt. Ich kann und will nicht so tun, als ob es mich nicht berühren würde, welche Position Laien und Frauen in der katholischen Kirche zugewiesen wird.
24.07.2020
, 16:29 Uhr
Viele haupt- und ehrenamtliche Laien sind in unseren Pfarreien sehr engagiert und oft auch sehr kreativ im Einsatz, um Zeugnis von ihrem Glauben zu geben und diesen auch zu leben, und zwar nicht nur im Sonntagsgottesdienst.
Die im letzten Moment gestoppte Bistumsreform und die umfangreichen Schreiben aus dem Vatikan haben sicher nicht nur mich enttäuscht. Sie sind eine recht unsanfte Landung auf dem Boden kirchlichen Machtdenkens. Der ausdrückliche Hinweis, dass Laien keinesfalls ein Teil der Gemeindeleitung sein dürfen, die Räte der Pfarreien kein demokratisches Organ im Sinne eines Parlamentes sind, das heißt, sie dürfen beraten, aber nichts entscheiden, führt sicher nicht dazu, dass mehr Menschen sich mit ihren Talenten einbringen möchten.
Zumindest geht die Vielfalt unter den Engagierten verloren. Ob ehrenamtliches Engagement zugelassen und gefördert wird, ist immer vom zuständigen Priester abhängig. Ich werde darüber nachdenken, wie viel Kraft, Zeit und Herzblut ich in Zukunft für eine Institution einsetze, die auf ein gleichberechtigtes Miteinander keinen wirklich erkennbaren Wert legt. Das ist für mich kein guter Weg in die Zukunft. In der alttestamentlichen Lesung des heutigen Sonntags bittet König Salomo, der später für seine Weisheit gerühmt wird, Gott um ein hörendes Herz. Er spürt, wie wichtig es ist, hinzuhören auf das, was sein Volk bewegt.
Das hörende Herz ist eine Gabe Gottes. Einander zuzuhören ist ein Geschenk. Es ermöglicht uns, sich in den anderen hineinzuversetzen, sich neu auszurichten und unterscheiden zu können, was wichtig und unwichtig ist. „Schenke mir, Gott, ein hörendes Herz.“
Um dieses Herz bitte ich, für mich und für andere.