Kirche Alle sollen Arbeit haben
Gestern war der Tag der Arbeit und letzte Woche starb Norbert Blüm, früherer Bundesarbeitsminister und soziales Gewissen seiner Partei.
Meine persönliche Erinnerung: In meiner Ausbildungszeit wohnte ich in Bonn in einem Zimmer, zwölf Quadratmeter mit Waschbecken, Klo auf der Treppe, in einem Altbau zwei Häuser neben Blüms. Samstagsmorgens auf meinem Weg zur Telefonzelle sah ich schon mal Nobi Blüm mit einer Brötchentüte – ein normal gebliebener Bundesminister. Im Alter stellt er sich der Kritik seiner Enkelin: was seine Generation getan habe für ihre Zukunft einer nachhaltigen Wirtschaft? Norbert Blüm macht sich ein Jahr lang auf den Weg durch die Bundesrepublik, um zukunftsfähige Antworten zu finden: trifft junge Menschen, die weggeworfene Lebensmittel retten, im Teilen den Schlüssel für zukünftiges Wirtschaften sehen; Architekten, die nachhaltige Gebäude errichten; Konzernchefs und Börsenmakler, für die Gewinnmaximierung Wirtschaftserfolg ist; Millionäre, die kaum Vermögenssteuer zahlen. In der 2015 erschienenen Dokumentation blickt Blüm selbstkritisch zurück: Als Kriegskind trieb ihn an, dass alle Arbeit haben und eigenverantwortlich in Wohlstand leben können. Mit der staatlichen Pflegeversicherung wollte er verhindern, dass Menschen, die ein Leben lang gearbeitet hatten, in Alter und Krankheit arm werden. Sozial-gerecht in Frieden und Wohlstand leben war sein Thema, zu wenig berücksichtigt die ökologischen und globalen Folgen. Was Norbert Blüm zum gerade jetzt diskutierten Grundeinkommen gesagt hätte? Als Theologe wäre er wohl für die Sicherung des Existenzminimums wie im Gleichnis der Arbeiter im Weinberg; als Realpolitiker für die Eigenverantwortung der Bürger und dass Geld und Arbeit nicht entkoppelt werden. Aufgeschlossen für neue Ideen würde er streitbar und humorvoll mit dazu beitragen, dass zukünftiges Wirtschaften sozial-gerecht und nachhaltig sei. Der Bundesarbeitsminister Nobert Blüm mit der Brötchentüte und einem fröhlichen „Guten Morgen“ ist mir in guter Erinnerung.