Glaube im Alltag Warum ich glaube?

Ich bin ein naturwissenschaftlich ausgebildeter junger Mensch gewesen und habe mich dennoch für ein Theologiestudium entschieden. Viele belächelten mich damals. Wie kann sich ein junger Mensch noch der Theologie widmen.

Peter Klauer

Peter Klauer

Foto: tv/Foto Braitsch

Aber es hat gerade mit meiner philosophisch-naturwissenschaftlichen Ausbildung zu tun. Ich merkte schnell, dass alle Naturwissenschaften ihre methodischen Grenzen haben. Jede kann die Welt nur aus ihrem Blickwinkel und mit ihren Methoden beschreiben. Bleibt man in ihrem System, ist alles logisch und erklärbar. So kann die Physik wunderbar das Zusammenspiel der Kräfte erklären, aber belastbare Aussagen vor dem Urknall kann sie nicht tun. Jede einzelne kann nur ein Teil von Wirklichkeit abbilden. Das gilt auch für die Theologie mit ihren Methoden.

Warum ich glaube? Da gibt es ein sehr persönliches Argument. Ich habe Erfahrungen gemacht, dass in schwierigen Situationen meines Lebens jemand eingeschritten ist, an dem ich mich festhalten konnte. Einer, der mir Zukunft verheißen hat, dort wo ich keine Zukunft mehr sah.

Glaube ist ein Wagnis und Glaube ist eine Entscheidung. Rational herleiten kann ich meinen Glauben nicht. Aber ich kann vertrauen. Vertrauen auf die Menschen, die vor mir und mit mir unterwegs sind. Natürlich kann ich auf die völlig falsche Karte setzen, und es ist wirklich alles aus nach diesem Leben. Aber ich wehre mich dagegen zu glauben, dass all das, was mich ausmacht, mich als Mensch mit all dem schönen und unschönen, mit all den Erfahrungen, die ich gemacht habe, mit dem Tod aus und vorbei ist. Ich glaube an einen Gott, der weit darüber hinausweist, der mir sagt, du bist einzig, und du bleibst. Mein Glaube ist ein Aufstand für das Leben. Das Leben ist stärker als der Tod.

Manche mögen das für verrückt halten. Augenscheinlich spricht ja auch alles dagegen, wenn wir sehen, wie vergänglich diese Welt ist und wie gefährdet das Zusammenleben von uns Menschen ist. Doch ich weigere mich, zu glauben, dass das alles ist. Damit stehe ich nicht alleine, und dieser Trotz macht mein Leben lebenswert.