Glaube im Alltag Kennen und können

Am letzten Sonntag war Pfingsten. In einem Gebet zum Heiligen Geist aus dieser Woche heißt es: „Er, der das All umfängt, kennt jede Sprache.“ Das finde ich eine interessante Formulierung: Gott kennt unsere Sprachen.

 Lehmann

Lehmann

Foto: Bistum Trier

Er weiß wie sie klingen und wie sie anzuwenden sind.

Interessant ist auch, dass es im Gebet vom „kennen“ die Rede ist und nicht vom „können“. Es heißt nicht: Er kann jede Sprache, sondern er kennt jede Sprache. Das ist ein wichtiger Unterschied! Obwohl Gott alle Sprachen kennt, wendet er sie nicht unbedingt an. Gott ist sich sehr bewusst, welche Sprache er selbst spricht und welche nicht.

Er kennt zwar die Gewalt in unserer Welt, doch er spricht keine gewaltsame Sprache: Er schreit nicht, mobbt nicht oder erschlägt uns mit Worten und Argumenten. Er kennt die Lüge in unserer Welt, doch er lügt uns nicht an: Er täuscht nicht, er bereichert sich nicht auf unsere Kosten oder muss sich vor anderen verstecken. Gott spricht diese Sprachen nicht. Gott spricht liebevolle Worte, die ehrlich, offen, heilend sind.

Auch wir Menschen kennen allerlei Sprachen. Mit manchen Worten fördern wir das Leben. Mit anderen Worten bedrängen wir uns oder unsere Mitmenschen. Nur weil wir so viele Sprachen kennen, heißt das nicht, dass wir sie auch benutzen müssen. Für mich ist Gottes Geist dort spürbar, wo uns der Unterschied zwischen „kennen“ und „können“ bewusst ist und wir die Sprache wählen, die Leben ermöglicht. Der Paulus schreibt „Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke“ (1 Kor 13,1). All unser Reden und Sprechen bekommt dann seinen vollen Sinn und seine ganze Kraft, wenn wir so reden und sprechen, das die Liebe zum Leben spürbar wird.

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