Glaube im Alltag Ich sehe was, was du nicht siehst ...

Also, es ist doch immer wieder erstaunlich, wie blind ich manchmal durch die Gegend laufe! Meist fällt es mir gar nicht auf, wie wenig ich eigentlich von dem wahrnehme, was mir so rechts und links am Wegesrand begegnet.

 Sonja Mitze, Pfarrerin für Vertretungsdienste in der Eifel.

Sonja Mitze, Pfarrerin für Vertretungsdienste in der Eifel.

Foto: Sonja Mitze/PM Studios Pfingstmann & Mayer

Klar, wenn sich eine schöne Aussicht bietet, dann halte ich gerne einen Moment inne und genieße sie. Blumen fallen mir auch meistens auf. Aber da gibt es noch so viel mehr zu entdecken, woran ich oft achtlos vorbeigehe. Es sei denn, ich bin mit jemandem unterwegs, der einen ganz anderen Blick auf das Ganze hat als ich. Kleine Kinder zum Beispiel entdecken bisweilen ganz erstaunliche Sachen: einen interessant geformten Ast oder eine Ameisenstraße. Auch mein Hund ist ein Meister darin, Dinge wahrzunehmen, die ich nicht mal sehen kann. Aufgeregt fängt er plötzlich irgendwo an zu schnüffeln und im nächsten Moment hat er einen Knochen im Maul, den ich nie gefunden hätte. Oder er hat die Spur eines Tieres entdeckt und wenn ich dann seinem Blick folge, sehe ich ein Eichhörnchen in dem Baum sitzen, das aus sicherer Entfernung aus seinem Blätterversteck auf uns herabblickt. In solchen Momenten frage ich mich oft, wieviel ich eigentlich von Gott übersehe. Wie oft bin ich wohl schon achtlos an ihm vorbeigegangen, ohne zu merken, dass er da war? Wie oft wohl hat er mir schon kleine Zeichen, Spuren seiner Gegenwart hinterlassen, die ich genauso wenig wahrgenommen habe wie die Ameisen, die vor meiner Nase herspaziert sind oder den Knochen, der im Gebüsch lag? So habe ich mir vorgenommen, in der nächsten Woche mal ein wenig achtsamer durch die Gegend zu laufen und Augen, Nase, Herz und Sinne offen zu halten. Ich bin mal gespannt, wo ich Gott überall entdecken kann.

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