Religion Frieden?
Da ist Krieg in der Ukraine und ich fühle meine ganze Ohnmacht. Fassungslosigkeit, Angst und auch viel Zorn auf die, die das verbrochen haben, sind in meinem Herzen.
Was tun? Ich zünde ein Friedenslicht an und lade die Mitfeiernden im Gottesdienst ein, es mir nachzutun. Und langsam wächst ein Lichtermeer in unserer Kirche und wir beten gemeinsam für den Frieden. Und ich denke: so wie das kleine Licht einer Kerze die Dunkelheit um sie herum vertreibt, so möge auch mein kleines Gebet meine Ohnmacht, vor allem aber meine Angst, meinen Zorn, meine Wut mir aus dem Herzen nehmen.
Ich erinnere mich an die Worte Jesu bei seiner Gefangennahme, als die Jünger ihn mit dem Schwert verteidigen wollten: „Steck dein Schwert in die Scheide, denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen.“ (Mt 26,52) und seh in meinem Herzen – ganz ehrlich – durchaus mörderische, blutrünstige Gedanken zu der Frage, wie man den Kriegstreibern denn das Handwerk legen könnte. Vielleicht ist es darum sogar ganz gut, dass ich ohnmächtig bin, weil ich sonst die Spirale der Gewalt weiterdrehen würde. Und ich höre Jesus sagen: „Selig die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.“ (Mt 5,9) Söhne Gottes doch wohl deshalb, weil sie das verwirklichen, was Gott will, weil sie nicht aus eigener Kraft, sondern von Gott her handeln. Und ich ahne, dass wir Menschen nur aus unseren Kräften heraus den Frieden wohl nicht schaffen können, so sehr wir es auch wollen, einfach, weil wir begrenzt sind und nicht alle Möglichkeiten in den Blick nehmen und umsetzen können. Das befreit mich nicht von der Pflicht zu handeln, setzt aber meinem Handeln eine andere Grundlage und Ausrichtung, wie ich sie finde im Gebet: „O Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens. (Im Gotteslob 19,4) Das bete ich dann gerne in der Gewissheit der Zusage Jesu: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.“ (Joh 14,27). Und ich wünsche Ihnen allen die Erfahrung dieses Friedens.