Glaube im Alltag

"Du sollst Vater und Mutter ehren!", rufen die Strengen mit erhobenem Zeigefinger und fügen an: "Solange du die Füße unter meinen Tisch stellst .

.." "Sei reizend zu deinen Kindern, sie wählen später das Altenheim", entgegnen die Zyniker und denken sich: "Ist mir doch alles egal, jeder Jeck soll glücklich sein." Und irgendwo dazwischen wird an diesem Sonntag wieder Muttertag gefeiert. Bei manchen mit Blumen und Pralinen; andere rufen gequält zu Hause an, weil man das so macht und die Werbung uns ja daran erinnert, nett zueinander zu sein. Meine Mutter wollte und will bis heute keinen Muttertag feiern. Als ich als Kind mal nach dem Grund fragte, war die Antwort sehr klar: "Ist doch blöd, ein Tag im Jahr nett zueinander sein, sich respektieren, und den Rest des Jahres ist es egal. Das gilt nicht! So funktioniert das Leben nicht!" Klare Ansage. Liebe und Respekt lassen sich nicht kaufen oder erzwingen - weder durch Blumen und Pralinen noch durch gequälte Telefonanrufe. So musste ich nie ein Muttertagsgeschenk besorgen, aber dafür schnell lernen: Leben miteinander geht nur mit Respekt und Zuwendung, mit Freiheit und Grenzen, mit Verantwortung füreinander und für sich selbst - nie aber mit Druck und Angstszenarien. Darum geht es. Den anderen so annehmen, wie man sich selbst annimmt. Ja, das ist eine Aufgabe. Auch über die Generationen hinweg. Das habe ich früh zu Hause gelernt. Inzwischen denke ich mir: Gut, vielleicht kann man sich ja morgen daran erinnern. Und dann zum Vatertag an Himmelfahrt wieder und zum Weltkindertag im September. Und irgendwann gelingt uns das dann immer. Das gefällt mir. Pfarrerin Vanessa Kluge, Ehrang, kluge.ehrang@ekkt.de

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