GLAUBE IM ALLTAG Glaube im „Corona-Alltag“
Fakt ist, gelangweilt habe ich mich bis jetzt noch nicht. Und das, obwohl mein normaler Alltag ja komplett auf den Kopf gestellt ist. Alles was geplant war, ist ausgefallen. Keine Osterliturgie, keine Kinderkatechesen, Sitzungen, keine Kommunionvorbereitung und natürlich keine der fünf Erstkommunionfeiern sowie Firm-Aktivitäten oder Muttergottesoktav … Stattdessen habe ich mich dann urplötzlich im sogenannten Home-Office befunden.
Neue Normalität: Videokonferenzen, Telefongespräche in Hülle und Fülle, E-Mails, WhatsApp‘s, SMS und ab und zu sogar wieder einmal Postkarten und Briefe.
Sehr schnell wurde mir klar: Meine Sehnsucht nach direktem menschlichen Kontakt zu den mir anvertrauten Menschen genauso wie zu meinem privaten Umfeld wächst umso mehr, je weniger ich alle sehe. Für mich macht das seelsorgerliche Handeln den Großteil meines christlichen Glaubens aus. Das „Da Sein“ mit und für die Menschen. Nicht nur die liturgischen Feiern, auch wenn diese in den Medien stärker präsent sind.
Besonders traurig bin ich, dass das Schutzkonzept für alte und kranke Menschen, für Menschen mit Behinderungen Isolation heißt. Das Gegenteil wäre nötig. Vielleicht habe ich deshalb immer mehr gemerkt, wie unendlich wichtig mir meine persönliche Freiheit ist. Zu gehen, wann und wohin ich möchte, meine Freunde und meine Familie, jung und alt, zu sehen, wann ich will.
Als Grenzgängerin, die in Deutschland lebt und in Luxemburg arbeitet, möchte ich weder die Landesgrenzen im Kopf haben noch den Personalausweis in der Hand halten. Auf die Grenzen in den Köpfen der Menschen könnte ich ganz verzichten. Froh bin ich über die Lockerungen für alle.
Und dankbar, dass ich an einen Gott glaube, der mich und alle, die es möchten, durch dieses Chaos begleitet, in dessen Name schon sein Programm steht: Ich bin dein Gott – ich bin da.