Glaube im alltag

"Weihnachten wird abgeschafft!" In einer Kindergeschichte schnappt ein Junge genau diese Aussage auf, als er zwei Männer beim Gespräch belauscht. Wie würde es Ihnen mit einer solchen Nachricht gehen: Wären Sie entsetzt oder erleichtert? Oder beides? "Wäre doch alles schon vorbei!", höre ich in diesen Tage immer mal wieder.

Weihnachten wird vielen zur Belastung, und manche stellen den Sinn des Festes überhaupt infrage. Weihnachten abschaffen, das würde bedeuten: Weg mit den vielen Pflichten: Austausch von Geschenken, lästige Verwandtenbesuche, zahlreiche Weihnachtsfeiern. Für viele Menschen würde es zudem eine willkommene finanzielle Entlastung bedeuten. Und schließlich würden die hohen Erwartungen entfallen, die an das Fest geknüpft sind und die regelmäßig jedes Jahr enttäuscht werden. Vielleicht ist es ja gerade diese perfekt durchorganisierte Weihnachtlichkeit, die uns Druck macht und irgendwann zu viel zu werden droht. Wir übersehen dabei: Weihnachten lässt sich nicht machen. Weihnachten geschieht. Das erste Weihnachten ereignete sich weitestgehend unvorbereitet und wirkt bis heute. Gott wurde Mensch, dort, wo keiner mit ihm gerechnet hat. Da ließ sich nichts vorbereiten. In diesem Sinne bedeutet adventlich leben jederzeit und überall mit Gott zu rechnen: Vor allem dort, wo es trostlos und wenig feierlich zugeht, wo aber die Sehnsucht nach Heil besonders groß ist. Vielleicht ist das die beste Vorbereitung auf Weihnachten: Die Sehnsucht nach Heil wach- und -auszuhalten. Der Künstler Joseph Beuys hat es einmal so ausgedrückt: "Die Mysterien finden im Hauptbahnhof statt", oder wie es in einem Kirchenlied heißt: Du bist da, wo Menschen leben. Michaela Tholl, Trier, Gemeindereferentin

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