Glaube im Alltag Sehen und gesehen werden

Da denken wir unwillkürlich an den roten Teppich, ausgelegt, um Stars, Royals oder Politikern eine besondere Wertschätzung zukommen zu lassen.

 Elfriede Klar Foto: privat

Elfriede Klar Foto: privat

Foto: TV/privat

Sehen und gesehen werden – das bekam nun mit Covid19 eine ganz neue Dimension. Irritiert und verunsichert nahmen wir in der Öffentlichkeit die Menschen mit Masken wahr und begannen, unseren Alltag neu zu sehen. Obwohl unsere Augen derzeit von der Fülle der aufblühenden Natur verwöhnt wurden, fehlte uns die persönliche Begegnung.

Wir begannen, hinter der Maske den Menschen zu sehen, ahnten die Ängste und Nöte, die sich dahinter verbargen, aber auch Rücksichtnahme und Verantwortung füreinander. „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“. Dieser Satz von Saint-Exupéry in „Der Kleine Prinz“ wurde konkret erfahrbar. Fremden begegnete man mit einem Lächeln, wohlwissend, dass uns alle das Gleiche bewegte. Die Floskel „Wie geht’s?“ erfuhr ein neues Maß an Aufmerksamkeit, und besorgter Anteilnahme, „Bleib gesund!“ wurde zu einem Herzenswunsch.

In der Alltagsgestaltung war Kreativität angesagt. Musikalische Darbietungen auf Balkonen und in Innenhöfen bei Senioren, Einkäufe für Risikopersonen, wie auch bunt bemalte ausgelegte Steine schufen spontane Freude, Dankbarkeit und Nähe. Wahrgenommen werden, Wertschätzung erfahren- das macht Mut, gibt Lebensmut, stärkt das Selbstwertgefühl, lässt Hoffnung und Zuversicht wachsen.

 Auch Jesus hatte Augen für die Menschen, besonders für die Ausgegrenzten, die Einsamen und Kranken, schaute sie an und gab ihnen damit ihre Würde wieder, ermöglichte ihnen auch einen Neuanfang.

So auch dem unbeliebten Zöllner Zachäus, den er im Feigenbaum entdeckte, mit dem er Mahl hielt, der dann seinen Lebensstil änderte. Sehen und gesehen werden ist der Kitt, der die Gesellschaft im Innern zusammenhält, eine ständige Herausforderung für ein gelingendes, beglückendes Miteinander in Wachsamkeit und Sorge umeinander und füreinander. Dazu leistet auch die Kirche mit dem „Tag der Solidarität“ am 6. September einen Beitrag.

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